9 Jahre Nepal und noch nie eine Ziege gekauft? Geht gar nicht. 😉
Während des Dashain Festes, was schon vor langer Zeit (man kommt ja nicht zum Blog schreiben 😉 )begangen wurde, ging es im Grunde um den Sieg der Götter über das Böse. Göttin Durga, die für Stärke, Macht und Frieden verantwortlich ist, wird an diesen Tagen geehrt.
Am achten Tag von Dashain, ist Maha Ashtami und einer der wichtigsten Tage des Festes, denn da wird die, im Sanskrit als ungeschlagen geltende Göttin Durga, in ihrer Erscheinung als blutrünstige Göttin Kali verehrt. Mit dem Blut von Büffeln, Ziegen, Hühnern und Enten werden in den Tempeln die Tiere der Göttin geopfert.
Im Taleju Tempel, dem höchsten im Kathmandutal, werden in dieser Nacht – Kalo Ratro, dunkle Nacht, – 108 Tiere geopfert. Meist Wasserbüffel, aber auch Ziegen. Das muss man sich mal vorstellen. Nach 9 Jahren Nepal hatte ich es endlich mal geschafft und Shriman überzeugt mit mir zum Taleju Tempel zu gehen.
Was ich erwartete? Mystische Umgebung, heilige Gesänge, Anbetungen…..SCHNITT
Ganz unverblümt – auf dem ganzen Platz um den Tempel herum lagen tote Tiere mit abgetrennten Köpfen. Das ist kein Humbug was ich schreibe, es war wirklich so. Nix mit Tam Tam Heilig Heilig usw. Schlicht und einfach ein kollektives Massenschlachten was die Haupt Priester des heiligen Tempels veranstalteten. Überall Blut, was man auch riechen konnte.
Ganz ehrlich nach 10 Minuten ignorierte ich Shrimans – ich habe dir doch gesagt Blick – und blies zum Abmarsch.
2 Tage zurück:
Beim morgendliche Kaffeewasser ansetzen hörte ich es meckern. Nein nicht die Nachbarin, sondern zwei kleine Zicklein, die quietschvergnügt auf dem Balkon gegenüber mähten. – schreibt man das so? Ich konnte beobachten wie die Nachbarn die Ziegen hätschelten, ihnen Extra Happen zukommen ließen und sie lieb anblicken.
Die Nacht nach Kalo Ratio waren die kleinen possierlichen Ziegeln verschwunden. Nein, nicht wie von Zauberhand, sondern wie von Zauberschwert. Längst brodelten die Teile der Ziegen in Nachbars Töpfen, als ich mir noch immer Gedanken machte was wohl geschehen war.
Schon wieder ein Schnitt 😉 noch mal 2 Tage zurück gedacht:
Komm mal mit Basundhara, wir kaufen jetzt eine Ziege, sprach Shriman und M. (unser Partner) zu mir. Ich war begeistert nun endlich mal den zentralen Ziegenmarkt Kathmandus zu sehen, der Eigens für Dashain in der Nähe des Tourism Boards eröffnet wurde. Dabei esse ich gar keine Ziege! Aber die Gelegenheit war gut, mal dem ab und an tristen Büroalltag entspringen zu können.
Mal ehrlich, man konnte es schon weit entfernt riechen.
Hunderte von Ziegen, mit ihren Alt – und neu Besitzern gab es zur Auswahl. Und so wie wir kurz vor Weihnachten zum Tannenbaum Markt gehen und versuchen den schönsten Baum zu finden, wühlen sich die Menschen hier durch die Ziegenherden und versuchen zu einem guten Preis die Fetteste zu bekommen.
Man spricht mit dem Händler: woher ist die Ziege – dazu muss man wissen Ziegen aus dem Mustang Gebiet gegen als besonders kostbar und lecker – wie alt, wie schwer…..
Danach bespricht man sich und versucht natürlich erst mal den Kilopreis zu drücken, allenfalls mit unlauteren Mitteln 😉 wie…..die ist doch niemals 😉 Nebenbei bemerkt eine gut gewachsene Ziege, die aus Mustang, kostet etwa 270 Euro. Also kein besonders billiger Spass.
Shriman und M. wollten sich eine Ziege teilen. Bedeutete – M. sollte Zieglein zum Priester mitnehmen und dort das Blut der geschlachteten Ziege an Kali opfern. Warum Shriman diesen Part nicht übernehmen wollte, kann ich nur erahnen 🙂 Naja und ich war ja nur mit. Danach wollten Ahriman und M. sich des Fleisches annehmen und alles zubereiten.
Man isst, fast wie bei unserer Weihnachtsgans, etwas länger und auch in weit verzweigter Familie, daran.
Jetzt kommt der große Moment. Man hat die Ziege entdeckt, die dann auch einige Tage auf M. sein Balkon leben sollte 😉
Der weitere Weg zum Ziegenerwerb gestaltete sich dann doch etwas schwieriger als erwartet, als es hieß – fang dir deine Ziege selber. Ich hatte jedenfalls Spass beim zusehen.
Er war cleverer als meine Beiden und fasste seine Ziege durchaus allein.
Meine zwei Männer sind dann doch eher die Profis was Trekking betrifft und verließen sich auf einen „Fanger“, der hilfreich Ungeübten zur Seite steht.
Jetzt kommt der Moment der Wahrheit 🙂 Was wiegt das gute Stück und was kostet es demnach. Das läuft natürlich nicht ohne jeglisches Gefeilsche ab. Nachdem meine beiden Männer gefühlte Stunden gesucht haben und mehr noch, sich mit dem Verkäufer nicht einig wurden, stellten sie fest, dass sie dann doch keine Ziege brauchen. Es reiche doch, man kaufe beim Metzger des Vertrauens einige Kilo und bereitet diese zu. An dieser Stelle finde ich es Schade nicht zu wissen wie man das – Augenverleier Smily – hier anbringt.
Nebenbei bemerkt, kann man Kali auch mit Blumen, Kokosnüssen und anderem besänftigen 😉
Diese leute jedenfalls, geben sich nicht zufrieden Kali nur Ersatz zu opfern. Sie sind glückliche Besitzer einer Ziege geworden.
Und dann gibt es noch die Leute, welche Ente opfern – was neben Hühnern und Wasserbüffeln auch machbar ist. Ist halt alles eine Ansichtsache.
Das aber auch Nepalesen so sich ihre Gedanken machen, davon zeugt das letzte Foto, was ich im Internet fand. Bildunterschrift heisst so in etwa: versucht mich doch zu fangen, wenn ihr könnt 😉
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