Echt eh, ich wollte wirklich mal wieder über was anderes schreiben, aber die momentane Lage ist wirklich nicht das was man ok nennen könnte.
Noch immer harren die Madhesi und Tharu im Süden an der Grenze und lassen kaum einen Laster mit Gas, Benzin, Kerosin und Lebensmittel ins Land. Und Indien lehnt sich gemütlich zurück und wartet der Dinge die da kommen. Modi, Indiens Minister Präsident, eins noch hochgejubelt hier bei den Nepalis, verliert immer mehr an Sympathie. Wen wundert’s.
Diese Woche, konnte man in den Zeitungen lesen, wurde erstmals eine Blockade vor der Grenze von nepalesischen Polizisten gewaltsam beendet. Das dies kein gutes Omen ist, kann man sich denken. Jetzt sind die Leute beschäftigt mit Tihar, dem zweit größten Fest was morgen beginnt, aber dann haben sie mehr Zeit zum Nachdenken. Ein Anwachsen der Gewalt Bereitschaft wäre damit vorhanden.
Ich habe mich ja schon fast daran gewöhnt: an die Schlangen an den Tankstellen, die die Straßen so verengen, dass dies Kilometer lange Staus mit sich bringt. An die vielen kleinen Holzhaufen die überall herum liegen und gekauft werden. Denn auch unsere Anti, die Beziehungen bis fast zum Weißen Haus hat, stand tief deprimiert heute vor mir uns zeigte auf einen jämmerlichen Holzhaufen bei uns im Hof. Auch deren Gas ist alle und nichts auf zutreiben. Jetzt kocht die Anti heute zum ersten Mal oben auf dem Dach auf offenen Feuer ihr Dal Bhaat. Ich komme mir fast komisch vor, dass ich noch was habe. Dies hüte ich jedoch wie ein Schatz. Da ich ja nun nicht jeden Tag zweimal Dal Bhaat (Reis, Linsensuppe, Gemüse und wenn es gibt Fleisch). Mein Süppchen koche ich im Reiskocher. Und mein Kaffeewasser auch. Strom gibt es ausreichend. Da denkt die Regierung ausnahmsweise mal mit. So sind nur 2 Stunden Strom Sperre am Tag. Aber in paar Wochen werden die Flüsse leer sein. Was dann? Außerdem verkauft Nepal jedes Jahr Strom an Indien, den sie, wenn sie merken ihr eigener wird knapp für fast das Doppelte wieder zurück kaufen. Denn Sinn der Sache lasse ich jetzt mal außer Acht. Interessieren würde mich, ob sie weiterhin Strom nach Indien verkaufen?
Wasser: einige Bezirke in Kathmandu haben keine eigene Wasser Versorgung und die Haushalte bekommen Wasser 3-mal die Woche geliefert. Damit sieht es jetzt auch mies aus. Gestern sah ich große Armee Tankwagen die Wasser brachten. Die Armee scheint ja noch Sprit zu haben?
Die Lebensmittelpreise steigen. Kartoffeln kostet das Kilo jetzt fast 1,20 Euro bei uns auf dem Markt um die Ecke. Das ist etwa das Doppelte. Ebenso Gemüse und Obst. Die Bauern auf den Dörfern verkaufen zu Minimal Preisen, weil kaum ein Laster kommt und es abholt. Die Laster die ankommen verkaufen es hier natürlich teuer. Genau genommen verdienen die Bauern kaum was, wenn überhaupt und die Transport Unternehmen machen den Reibach. Denkste! Die bezahlen ja auf dem Schwarzmarkt für das Benzin fürs fünffache. Die Grünen bei uns hatten doch mal von einem Benzin Preis der Liter 5 Euro gesprochen? Wenn ich mich recht erinnere? Nun hier hätten sie ihren Erfolg. Wenn auch einen sehr fraglichen.
Ich hatte heute Girls Day 😉 Shriman, der ja im Everest mit Kunden ist und wieder mal nichts mitbekommt und mich dann sicher wieder fragen wird: ja was hast du denn alles gemacht? Vollkommen außer Acht lassend das ich so gut wie alles laufe und dabei 50% meines Tages flöten gehen. Na jedenfalls rief er vor 2 Tagen an: mach doch mal bitte schon alles so gut wie fertig. Hiermit meint er, dass wir ja bald hier verschwinden, am 20.11. und ich schon mal langsam Einkäufe mache. Kauf mal schon alles für Weihnachten und was wir alles mitnehmen, denn wenn ich nach Hause komme habe ich nur 5 Tage Freizeit bis wir fliegen, da will ich bissel relaxen. Stimmt schon, die 12 Wochen die wir hier waren, war er fast immer unterwegs.
Naja und welche Frau lässt sich schon zweimal sagen: mach Kohle alle, geh einkaufen. So stiefelte ich heute los nach Boudha. Dort gibt’s ein Teil der Sachen die ich kaufen wollte und! Natürlich meine nepalesische Göttin die ich unbedingt noch aufsuchen muss, da meine Haare einen neuen Schnitt notwendig haben. Nachdem ich ein vollkommen überteuertes Essen, was nicht mal richtig geschmeckt hat, im Touristenzentrum Boudha in mich rein geschaufelt habe, saß ich dann bei der duften Biene und wartete auf ihren Einsatz. Da lag eine Zeitung der Himalaya Times rum und voller Desinteresse blätterte ich in den abgewetzten Seiten. Bis mich der Schlag, hätte ich bald gesagt, getroffen hat.
Alle internationalen Airlines die hier starten fliegen ja erst mal nach Delhi oder Lucknow im „bösen Indien“ und tanken auf, da das Kerosin was hier war für die nationalen Flieger genutzt werden sollte. Und nun stand in der Times das das alle ist/wird. Alle nationalen Airlines haben Flüge zu 60% gestrichen. Baff!!!! Bedeutet, dass vielleicht Touristen per Flieger nicht mehr zurückkommen werden. Und Shriman ist im Everest. Man bedenke läuft und fährt man mit Bus (wenn einer fährt) von lukla, braucht man bis KTM ca. 4 Tage bis eine Woche. Wäre nicht so gut, für viele Touris. Damit wäre dann die Katastrophe nach der Katastrophe perfekt. Ich habe vergessen wer, aber irgendeine Airline Kompanie wollte Kerosin einfliegen aus dem Ausland mit einer größeren Maschine. Die bekam aber heute vom TIA, dem internationalen Flughafen in Kathmandu kein Slot, also keine Landeerlaubnis. Morgen soll es wohl dann gehen.
Die paar Touristen die sich ins Land getraut haben (man schätzt 70% Einbruch des Tourismus wegen des Bebens), werden dann auch noch verprellt. Und wenn in unseren Medien jetzt alles so ausgebreitet wird wie beim Beben kommt nächste Saison keiner. Das wäre mehr als katastrophal für Nepal. Da braucht man sich aber nicht so die Sorgen zu machen, in der Presse steht ja nur viel wenn’s viele Tote gibt und dem ist nicht so. Zum Glück.
Doch was ist, wenn sie das nicht innen politisch in den Griff bekommen? Nicht aus zudenken.
Es geht beim Kerosin nicht nur um Touristen. Es geht auch um die Rettungs Hubschrauber, die fliegen nämlich auch nicht ohne Kerosin. Das Langtang Gebiet hats ja mächtig erwischt zum Beben. Freunde von uns waren dort. Die Menschen dort haben getan was sie konnten das nächstes Jahr Touristen wieder komme können. Wege sind so gut wie alle fertig. Aber!!! Kein Mensch kann die Lodgen ohne Material wieder aufbauen und das kommt nicht. Ist ja kein Sprit da. Ich schätze nächste Saison werden wir auch keine Langtang Touren anbieten. So leid es uns für die Menschen dort tut.
Eine Spirale ohne Ende die böse enden kann.
Bissel was kommt wohl jetzt aus China. Aber da gibt’s von Tibet nur 2 Straßen, die beim Beben schwer zerstört wurden. Außerdem sind sie für Tankwagen zu klein. Dem kann man Abhilfe schaffen, doch jetzt kommt der Winter. Und die Pässe werden zuschneien, da kommt nix mehr durch dann.
Ändern können nur Nepals Politiker was. Und was ich von denen halte, möchte ich nicht weiter erörtern. Für mich stellt sich nach wie vor die Frage, warum man nicht erst mit dem Wiederaufbau und Hilfe der Erdbeben Opfer begonnen hat. Und krampfhaft aus dem Ärmel eine Verfassung gezaubert hat. So viele Jahre haben sie gebraucht. So wichtig ein Grundgesetz ist, aber bissel hätten sie ja noch warten können. So schmoren inzwischen die Milliarden Dollar Spenden Gelder die von der nepalesischen Regierung nicht mal abgerufen werden. Warum auch, braucht doch keiner hier.
Ich hätte da eine Idee wie man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Man nehme die Milliarden jetzt endlich mal und richtet eine Art Arbeitsbeschaffung Maßnahme an. Da könnten viele viele Nepalesen die nicht nur ihr Heim sondern auch den Job verloren haben, beginnen mit dem Aufbau. So würde es wieder voran gehen und die Menschen könnten was verdienen indem sie mit Spendengeldern bezahlt werden.
Aber nein, man streitet sich jetzt dabei, eine Wiederaufbau Kommission zu gründen. Die alle Gelder verteilen soll. Der größte Streitpunkt ist, wer den Vorsitz der Kommission bekommen soll. Beziehungsweise von welcher Partei er ist. Man streitet an zwei Fronten: die Kommission und mit den Madhesis und Tharu. Dabei gehen viele Nepalesen hier krachen. Darüber streitet man aber nicht.
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