Immer noch kein Ende in Sicht?

Ich hätte gern an dieser Stelle von unserer Mustang Tour weiter geschrieben, aber es gibt erst einmal andere Dinge. Die Blockade.

Erstmals konnte man gestern im deutschen Fernsehen, im ZDF, über das neue ernste Problems Nepals hören. Mediathek zum ansehen hier

Nach einer langen Zeit, die ich nun schon in Nepal lebe, scheine ich ab zustumpfen, was immer wieder neue Schwierigkeiten im Land betrifft. (Erdbeben ausgenommen). So wie ich selbst ich versuche mich mit der Situation zu arrangieren, es bleibt einem ja nichts anderes übrig, versuchen das die Nepali hier genau so. Gewöhnt sind sie ohnedies ein kompliziertes Leben. So sah ich in den letzten Tagen die Dinge langsam lockerer. Wie gesagt, man lernt mit vielen Schwierigkeiten zu leben. Dabei bemerke ich schon, dass der Verkehr immer weniger wird, die Tankstellen immer noch lange Schlangen haben und vor allem das Gas aus ist.

Während Touristen vom Spritmangel nichts mitbekommen, obwohl keiner nur im Ansatz erahnen kann wie die Nepalesen die im Tourismus tätig sind (ich ja auch) hinter den Kulissen rudern das es auch so bleibt, dämmert jetzt auch dem letzten das da was nicht stimmt. Überall in den Strassen sieht man an Ecken und freien Plätzen kleine Holzhaufen lodern und Hausfrauen die darauf kochen. In den normalen Wohngebieten sind Garküchen und Restaurants zu 40% geschlossen. Auch in den Touristenbezirken haben einige aufgegeben. Prozentual gesehen sind das natürlich weniger Restaurants, doch die welche offen haben, kochen auch mit Holz. Teils auf den Dächern der Hotels, oder jene die ein Stück Freifläche haben dann eben dort. Und dann wartet man natürlich länger auf sein Essen. Sämtliche internationale Flüge, die von Kathmandu aus starten haben ihre Flugpläne geändert und fliegen teils ein paar Stunden eher. Sie steuern nach Kathmandu erst Delhi, oder Luknow in Indien an um auf zu tanken. Die Airlines begründen das damit, dass dies immer noch billiger für sie ist, als wenn sie doppelt betankt von ihren jeweiligen Destinationen kommen um dann mit einer  Kerosin Füllung wieder zurück fliegen.

Alles was an Kerosin und Benzin im Land ist, wird für privat Autos rationiert. Taxis und  Autos bekommen 10 Liter pro Woche, Motorräder 3 Liter. Transport Unternehmen wie wir sie auch für unsere Gäste nutzen werden auch vorrangig bedient, sowie sämtliche Touristbusse. Viele der Unternehmen haben eh Sprit gebunkert, da es schon immer mal Engpässe gab. Nationale Flüge gehen alle nach Buchung. In einem sind sich alle im Klaren, wenn jetzt Touristen ausbleiben, oder unterversorgt werden, knickt der Tourismus ganz ein. Das wäre dann sehr verheerend für Nepal. Das weiß so gut wie jeder.

Wie allerdings im Artikel ausgesagt wurde, dass Nahrung knapp wird und die Leute nichts zu essen haben, dies kann ich so nicht bestätigen. Dem ist nicht so, bis jetzt.

Es ist schwer, auch für mich, keine Frage. Im privaten Bereich sehe ich es locker. Wir sind in der glücklichen Lage besser leben zu können als Millionen von Nepalesen und haben das nötige Geld uns anderweitig zu behelfen. So haben wir jetzt einen zweiten Reiskocher um damit zu kochen. Etwas Gas haben wir noch, der jedoch für Notfälle ist. Es geht nicht nur um den Tee am Morgen und ein bissel Nudelsuppe usw, es geht auch darum, dass wir hier nur kalt Wasser haben und es langsam zu kalt in Nepal wird, um kalt zu duschen. So hart gesotten bin ich dann doch nicht.

Geschäftlich haut’s schon rein. Davon mal abgesehen, dass ein Großteil unseres zu erwartenden Profits den Bach runter geht. Denn eins steht fest, wenn wir am Saisonende die Rechnung von unserem Transport Unternehmen bekommen, wird die mit Sicherheit höher ausfallen. Alle Kalkulationen unserer Touren sind somit zu Nichte gemacht. Schliesslich kann ich unseren Gästen nicht sagen: jetzt müsst ihr noch etwas drauf bezahlen, denn es ist ja teurer geworden. Das wäre keine gute Basis eine Agentur weiter zu führen und auf wieder kommende Gäste zu hoffen. Hoffen tu ich da eher auf Shrimans Verhandlung Geschick mit unserem Transport Partner. Schliesslich macht er schon viele Jahre mit uns Geschäfte und diese Saison kamen auch ordentlich Aufträge von uns rein.

Der nächste Punkt, wären die Taxi Preise, die sich teils verdreifacht haben. Sehen die Taxler dann auch noch in mein ausländisches Gesicht, kommt da noch mal ordentlich was drauf. Da ich mich jedoch artikulieren kann, komme ich all zu unverschämten Fahrern dann schon dem entsprechend entgegen. Ich versuch eh so viel wie möglich mit den Öffentlichen zu fahren, aber es gibt Momente da muss man ein Taxi nehmen. Und das wissen sie auch. Wenn ich z.B. ganz früh am Morgen zum Hotel muss und kein Bus fährt, dann weiß jeder Taxler der Welt: die kann ich ausnehmen. 😉 Mich wurmt das tierisch, machen kann ich aber nichts dagegen. Fest steht für mich, zur nächsten Saison werde ich mich mobilisieren und definitiv ein Fahrrad kaufen, was jetzt nicht möglich ist, da sehr sehr teuer.

Was mir zu denken gibt ist: sollte irgendwann einmal normal Zustand wieder einkehren, werden dann die Preise wieder auf den eigentlichen Stand zurück gehen? Die Erfahrung sagt mir: Nein. Etwas an Erhöhung wird da mit Sicherheit hängen bleiben. Dies wiederum wird mit Sicherheit zur nächsten Saison alle Nepal Touren teurer werden lassen. Nicht nur bei uns, sondern bei allen Agenturen im Land und auch in den Reisebüros in Deutschland und der Welt.

Typisch ist die  Haltung – mal abwarten – der Nepalesen. Es wird täglich diskutiert auf den Strassen, es werden auch die tollsten Witze gerissen. Aber wie fast immer und hier muss ich das Erdbeben auch wieder aus nehmen, wird abgewartet was die Regierung wohl tut. Gut, was sollen sie machen. Ich weiss es nicht. Und es fällt mir im Moment schwer Verständniss für die Mahedesis im Terrain die dafür verantwortlich sind, auf zubringen. Denn die sind richtig sauer, die wissen genau was sie dem Land antun damit. Im übrigen sind auch ein großer Prozentsatz der Tharu, der anderen Kaste im Terrain, mit involviert. Aber da ist nun auch schon egal.

Sie fühlen sich von der neuen Einteilung der neuen Distrikte von der Regierung übergangen. Sie wollen einen eigenen Mahedesi plus Tharu Distrikt und Indien unterstützt sie. Se sind ja auch indisch stämmig und werden von vielen Nepalesen nicht als Nepalesen anerkannt. Selbst Shriman sagt immer: das sind keine Nepalesen. Das wurmt sie, klar bringen sie doch dem Land einen riesen großen Teil an Nahrung. Denn da unten ist die Kornkammer Nepals. Nepal ohne das Terrain wäre, ich will nicht sagen verloren, aber mit Sicherheit hart dran. Fast alles müssten sie dann an Nahrung importieren, denn die geografischen Verhältnisse im mittel Land und im Hochgebirge lassen nicht zu, dass viel angebaut werden kann. Die Mehedesi können, nach meiner Sicht, ohne Nepal existieren. Nahrung haben sie und Unterstützung von Indien kommt mit Sicherheit. Das wissen sie und das spielen sie aus. Sie sehen ihre Chance jetzt als gekommen.

Wie es weiter geht? Keine Ahnung. meines Erachtens wird die Lage sich demnächst nicht verbessern. Im Gegenteil, nach den zwei großen Festen Dashain und Tihar im November, wird’s sicher noch um einiges schlimmer. Die Trekking Saison ist dann eh beendet und ehrlich gesagt bin ich froh, wenn wir dann alle Gruppen durchgebracht haben und selbst auch erst mal aus der Schusslinie sind. Das was wir an Profit verlieren, Dank der Preis Erhöhungen ist mir vorerst egal. Wichtiger für unsere Zukunft ist, unser gutes Image zu behalten bei Kunden. Was mir etwas zu denken gibt ist: wie entwickelt sich die Konflikt Bereitschaft bei den beiden Parteien? Wie reagieren die Nepalis, wenn s dann richtig eng wird? Noch einen Bürgerkrieg verkraftet das Land nicht.

Ich weiss nichts ändert sich schneller als in Nepal. Noch bin ich ruhig, aber Gedanken mache ich mir mehr als üblich.

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