Ein ergreifender Moment für Shriman

Gestern hatte Shriman einen der ergreifendsten Momente. Und das kam so:

Am Abend waren wir verabredet in einem Restaurant mit einem bekannten deutschen Ehepaar. Am Nachbartisch saß, eine für mich in Nepal, normale Gesellschaft. 3 westlich ausschauende Leute und ein Nepalese. Für Shriman jedoch war es das non plus Ultra.

Während wir unsere Nasen tief in der Menükarte versteckt hatten, merkte ich das Shriman neben mir wie wild auf seinem Stuhl herum rappelte. Seine Augen immer wieder am Nachbartisch. Jetzt muss ich dazu sagen, dass Nepalesen allgemein sehr neugierig sind, Shriman ganz besonders. Was sich bemerkbar macht, dass wenn es einen Unfall, Streit der Diskussion gibt, der Nepalese gern seine Äuglein und Löffel ganz nah am Geschehen hat um ja nix zu verpassen. Dies ging in Deutschland einmal so weit, dass Shriman über 3 Stunden später von der Arbeit heim kam, da 2 Autos sich an einer belebten Kreuzung geküsst haben und es doch überaus interessanter, als das zu Hause wartende Essen, war.

So war es auch gestern Abend im Restaurant. Doch da war noch ein anderer Ausdruck in seinen Augen. Fast ehrfurchtsvoll und mit sehr viel Respekt. Sanft stieß ich ihm meinen Arm in die Rippen. Was ist los? Basundhara: weisst du wer dort sitzt?

Der Nepalese, weisst du wer das ist? Natürlich wusste ich es nicht.

Basundhara, ich glaube es ist…..(muss jetzt bissel die Spannung halten) 🙂

Der Kellner kam des Weges und so schnell konnte ich gar nicht gucken, riss Shriman ihm fast den Ärmel ab, als er ihn festhalten wollte. Ist der Mann am Nebentisch….? Der Kellner nickte ebenso respektvoll. Ja es ist….! Jetzt muss man dazu sagen, fast jeder Nepali kennt ihn, gerade jene deren eigentliche Heimat in den Bergen ist, doch hat er sich natürlich im Laufe der Zeit auch verändert/ ist älter geworden. Und man will sich ja auch nicht blamieren.

Jetzt konnte Shriman nichts mehr auf seinem Stuhl halten. Unsere Bekannten waren nun auch aufmerksam geworden und fragten nach, wer es ist. Genüsslich kam der Name des Nepalesen aus Shrimans Mund. Unsere Bekannten, die nicht so Nepal erfahren sind und mit dem Tourismus auch so gar nichts zu tun haben, kannte ihn jedoch nicht. Ich muss zu meiner Ehre gestehen, als Shriman mir den Namen sagte, war auch ich begeistert, einem der bekanntesten und geehrtesten Menschen in Nepal gegenüber zu treten.

Ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen.

Es war Appa Sherpa. Wie schon gesagt, einer der am meisten verehrenswerten Personen in Nepal. Appa Sherpa setzen die Leute hier auf eine Stufe mit Edmund Hillary und Tenzing Norgay Sherpa (den erst Bezwingern des Everest), Appa Sherpa hat ganze 21 mal den Mount Everest bestiegen und ist somit der Mann der am meisten oben auf der Spitze war.

Im Volk heisst es, es muss ein besonderer Mensch sein, da er auch 21 mal gesund zurück kam. Himalaya bedeutet Heimat der Götter. Nepalesen sind der Überzeugung auf den Gipfeln, die allesamt als heilig gelten, leben die Götter. Kein Nepalese geht auf den Berg, ohne zuvor eine Puja abzuhalten und die Götter milde zu stimmen, dass er so einfach zu ihnen kommt. Wenn ein Mensch 21 mal oben war muss er viel Respekt von den Göttern haben.

Und diesen Gesichtsausdruck, man kann schon sagen ehrfurchtsvoll, als er auf Appa Sherpa zu ging um ihn zu begrüßen, sah ich nur einige male in Shrimans Augen. Bei unserer Hochzeit und als wir einmal ganz nah vor dem Dalai Lama standen.

Appa Sherpa ist ganz normal, kein Tam Tam um ihn herum. So freute er sich auch (man konnte das Lachen seiner Augen sehen), dass er auch jetzt noch von seinen Landsleuten erkannt wird. Freundlich wechselte Shriman ein paar Worte. Ich, die auch den größten Respekt vor seiner Leistung hat, konnte nur nuscheln: I m impressed Sir.

Ich kenne den Weg bis zum Basis Lager auf über 5000 Meter, ich habe die Qualen erlebt und für mich ist es eine herausragende Leistung den Weg nach ganz oben geschafft zu haben.

Gern ließ sich Appa Sherpa mit uns fotografieren und da mein Blog eigentlich anonym ist und keine Fotos von uns beiden veröffentlicht werden, möchte ich das eine doch aber heute zeigen.

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Appa Sherpa verließ vor uns das Restaurant und ließ es sich aber nicht nehmen sich von uns zu verabschieden. Und Shriman saß in seinem Stuhl, grinste in sich hinein und meinte: irgendwann will ich auch mal da hoch.

3 Antworten zu „Ein ergreifender Moment für Shriman”.

  1. Bist du ok nach dem Erdbeben?
    Ich hatte nicht so viel Zeit zum lesen in letzter Zeit und weiß nicht ob du in kathmandu oder in den Bergen bist…hoffentlich ist es nicht so schlimm, wie es sich auf Twitter z.t. Gerade anhört.

  2. 🙂 Da grinst aber jemand!

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