Schöne Ausblicke

In Nepal hat fast jedes Haus, ich rede jetzt von den Häusern ab der unteren Mittelklasse, wunderschöne Balkons und Dachterrassen. Auch wie haben 3 Balkons, klein zwar, aber wir haben. Der im Wohnzimmer ist für unsere Blumen gedacht, auch wenn ich es noch nicht geschafft habe welche zu platzieren. Aber wir hätten die Möglichkeit. Im Hausflur ist auch einer, den nutzen wir um unseren Wäscheständer auf zustellen. Naja und ab und an lagern wir dort Zeuges, was nicht immer gebraucht wird. Dort staubt es dann nach Tagen schön ein, bis wir dann auf die Idee kommen: man müsste mal wieder aufräumen hier.
In der Küche haben wir den dritten Balkon. Was so zusagen der Arbeitsbalkon ist.

K640_DSC_1955

Blick von meinem Küchenbalkon.

K640_DSC_1960

Überall Balkons und Dachterassen

Hier habe ich meinen heimlichen „Lieblingsplatz“, dort wo ich versuche den Staub und Schmutz aus unserer Wäsche zu bekommen. Mein Waschplatz. Trotz dass hier nur Arbeit auf mich wartet, bin ich gern hier. Er ist nach „hinten“ hinaus und man hat seine Ruhe. Keine neugierigen Blicke was denn die Ausländerin macht. Sehr erholsam in einem Viertel in dem jeder Schritt von mir beobachtet wird 😉

Aber wieder zum Thema zu kommen: Um mich herum sehe ich die wundervollsten Balkons. Aber nie und ich meine wirklich NIE sehe ich Menschen dort. Nicht wie bei uns in Deutschland wo sich gerade an schönen Tagen die Menschen auf dem Balkon aufhalten, sich sonnen, grillen oder was auch immer machen.

K640_DSC_1953

Der schönste Morgen und kein Mensch zu sehen. Man beachte die Wäsche über der Mauer.

Dachterrassen, einer schöner als die andere. Wir leben hier fast am Stadtrand und an klaren Tagen, ja die gibt es ab und an, kann man bis zu den Bergen sehen. Mit viel Glück sieht man sogar die Schnee bedeckten berge des Ganesh Himal (sind über 6000 Meter hoch). Warum hocken die Leute nicht dort, wo man beste Ausblicke hat, wo weniger Staub ist und sich keine herum fliegenden Plastik Tüten befinden? Nein sie, ich meine die weibliche Gattung, denn die Männer sind immer am „arbeiten“, sitzt unten. Will mal sagen im Dreck. Fühlen die sich da wohler?

K640_DSC_1961

Wäsche über der Brüstung

Unsere Häuser stehen nach vorn heraus in einer Art Viereck und in der Mitte ist ein, jetzt hätte ich bald geschrieben schöner, Platz. Also es ist da ein freier Platz. Und zwischen kleinen Müllbergen, Plastikmüll, alte verweste Essensreste, uralte aufgefetzte Dosen und andere Unrat, lugt sogar etwas grün hervor.

K640_DSC_1959

Der Platz vor unserem Haus

Um jenen Platz herum, an dem Tagsüber 3 Kühe weiden und Straßenhunde sich trollen, platzieren sich die Mädels. Kämen ausgiebig ihr Haar (ja ich bin immer noch neidisch), kontrollieren die Kinder gegenseitig nach Kopfläusen, waschen ihre Wäsche in Schüsseln und tratschen über alles Mögliche.
Am schönsten finde ich, wenn sie ihre Balkons und Dachterrassen mit viel Platz nicht für ihre frisch gewaschene Wäsche nutzen. Dafür nehmen sie lieber die alten verstaubten Mauern unten, wo die Wäsche drüber gelegt wird. Jede freie Stelle, jedes Geländer wird genutzt. Ich verstehe es nicht.

K640_DSC_1427

Was natürlich sein kann: hier unten spielt sich das Leben ab. Hier erfährt man das neuste des Tages. Nur hier unten verbreiten sich Gerüchte oder Wahrheiten in Windeseile. Das wird es wohl sein.

DSC_1432

Selbst Feste werden veranstaltet.

Jetzt frage ich mich: warum in Gottes Namen gefällt ihnen das so wie es ist? Jeder hier kehrt in seinen Häuser. Die Anti wischt jeden Tag das ja kein Schmutz im Haus ist. Unten in unserem kleinen Hof ist auch alles Picko Pello. Und paar Meter draussen stapelt sich der Müll.

Es gibt hier eine kleine Initiative. Clear Kathmandu. Einige Jugendliche haben es sich zur Aufgabe gemacht, meist an Sonnabenden, Dreckecken von denen es so viele in Kathmandu gibt, zu säubern. Mit Tüten und Besen ziehen sie durch die Strassen und sammeln Müll ein. Ist doch ein guter Anfang. Das müsste doch mal Schule machen? Ich habe mal zu Shriman gesagt: es braucht einen der anfängt. Worüber er nur schmunzelte und mich fragte: dann fang doch an. Eigentlich hat er Recht. Ich stelle mir die Gesichter der Nachbarn vor, wenn ich bewaffnet mit Müllsäcken zu dem Platz gehe und beginne den besen zu schwingen. Wie würden sie wohl reagieren? Sich den Vogel zeigen? Mit machen?

In Deutschland schmeisst Shriman nie Müll auf die Strasse, in Nepal schon. Warum machst du das, hatte ich ihn mal gefragt? Na machen doch alle.

Genau das ist es!

Wobei ich mich wiederum frage wo der gesammelte Müll dann hin kommt? Zum Fluss?

 

2 Antworten zu „Schöne Ausblicke”.

  1. In Indien benutzen auch wenige den Balkon, die Terrasse, um darauf zu verweilen. Das liegt aber in erster Linie am Wetter, da die Leute die vermeintlichen Vorzuege der Sonne gar nicht so wahrnehmen wie wir. Fuer sie ist es ein notwendiges Uebel, dem man am besten aus dem Weg geht und sich nicht noch in ihr froehnt.
    Ausserdem – wie Du schon bemerkt hast – waere man dort ja alleine oder hoechstens mit der Familie. Auf der Strasse aber kann man a) der Sonne aus dem Weg gehen (Schatten) und b) mit anderen Nachbarn besser quatschen.

    Ich finde, wenn der Balkon dann noch zum Aufhaengen der Waesche genutzt wird, geht es ja noch. Viel schlimmer finde ich, wenn er als „Abstellraum“ fuer leere Kisten etc. verwendet wird, die man nicht weggeben will. Ganz oft wird der Balkon aber auch fuer die Waschmaschine benutzt (wenn man denn eine hat).

    LG
    Kerstin

    1. wer wenn nicht Du, kann mich besser verstehen. Vermisst Du Indien inzwischen? 😉 Ich glaube aber Unpünktlichkeit kann ich mir nicht angewöhnen, schon alleine aus dem Grund, da wir bei unseren Touristen pünktlich sein müssen. ich versuche es natürlich lockerer zu sehen im Alltag. Wenn jemand zu mir sagt ja ich komme morgen 3 Uhr zu dir, dann sitze ich garantiert nicht mehr zu Hause und warte. Dann bin ich eben weg wenn sie zu spät kommen. Schön ist, ich habe erfahren vielen anderen Deutschen geht es ebenso hier, die nervr´t es genau so. Übrigens war ich jetzt mal bei uns auf dem Dach und konnte so auf die umstehenden Terrassen sehen. Auf den meisten war es total leer, bis auf Wäscheleinen die kaum genutzt werden. Von Kartons habe ich nichts gesehen, aber mir ist bekannt das Nepalis auch gerne alles sammeln und aufheben. LG

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: