Gestern gab es den ersten Teil einer Newar Hochzeit in Kathmandu und heute geht es weiter.
Es folgten verschiedene Rituale, die ich leider nicht alle erklären kann.
Diese Zeremonie ist so umfanmgreich das kaum einer weiss was kommt, oder welches Ritual man wann und wie machen soll. Dafür ist der Prister da. Der ständig erklärt was gemacht werden muss. Jede noch so kleine Einzelheit zählt. Die Familie ist dabei ständig mit einbezogen. Hier bekommt das Paar von einer Fufu (Tante) Sajanas einen Tikka.
Die Hochzeitskette wird jetzt, nachdem Sajana einmal um die Puja Reliquien gehen musste, von ihr Ihrem Mann umgehangen. Während dessen spricht der Priester seine Gebete.
Jetzt muss Sajana um ihren Mann Respekt zu zeigen mit der Stirn seine Füsse berühren.
Sie bekommt ein Tuch vor das Gesicht gehalten und Ihr Mann zollt ihr Respekt in dem er ihr einen Tikka gibt.
Jetzt gibt es wieder Schmuck, eine wunderschöne goldene Kette wird Sajana umgebunden.
Die gesamte weibliche Familie Sajanas steht hinter ihr. Als einziger Mann der Großvater Sajanas, der die beiden segnet. Das Ritual dauerte über 2 Stunden. So ruhig wie die Bilder hier aussehen, war es nicht. Draussen spielte derweile die Kapelle laute Musik und die Männer tanzten. Nach der Segnung ging Sajanas Mann, der jetzt wirklich ihr Mann war, mit raus zu den anderen und der für mich etwas erschreckende Teil begann.
Sajanas Abschied von ihrer Familie begann und jetzt weiss ich auch warum alle Männer draussen waren, einschliesslich ihres Vaters. Welcher Mann kann schon so viele Frauen Tränen sehen. Nein keine Tränen, sondern ganz bitteres weinen.
Jeder der Angehöriegen übergibt sein Geschenk. Entweder wechselten Umschläge mit Geld den Besitzer, oder wunderschöne Gold Geschenke. Begonnen hat die Großmutter.
Für Sajana bedeutete es Abschied. Von ihrer Kindheit, ihrem zu Hause und ihrer Familie. Und vor allem eine für sie ungewisse Zukunft. Rechts das ist ihre Mutter, die ihr bei steht. Sie hatte als eine der wenigen keine Tränen in den Augen, aber ich konnte beobachten wie sie ihrer Tochter immer wieder die Hand tätschelte. Im Vordergund, dies ist sajanas Liebblings Fufu ( tante). Sie hat einen kleinen Sack mit Steinen bei sich, von denen sie Sajana vor jeder Geschenkübergabe (Abschied) einige in die Hand legte. Dies musste Sajana dann zum Dank an den Schenker übergeben.
Ich habe selten jemanden so bitterlich weinen sehen. Die ganze Zeit hielt sie ihr Tuch vor das Gesicht. Wohl wissend das mindestens 3 Kameras auf sie gerichtet waren. Denn das Ereigniss musste in Ton und Bild fest gehalten werden. Es gab Angehörige da wollte sie nicht ihre Hand in der die „Dank“ Steine waren öffnen, so dass ihre Mutter mit viel Kraft ihre Hände öffnete.
Ich habe nach einer Weile aufgehört Fotos zu machen. Ich war entsetzt und wüsste ich nicht besser das es nun mal so ist in dieser Gesellschaft, ich hätte Sajana am liebsten weg gezogen. Ich konnte beobachten wie viele Frauen der Familie betreten vor sich hin sahen. Die meisten von ihnen waren verheiratet und wussten nur zu gut wie ihr ums Herz war. Ganz ehrlich es war eine ganz bittere Erfahrung. Wann immer ich in Kathmandu solche Hochzeitszüge sehe, schaue ich nicht mehr fröhlich hinterher. Ich denke nur daran was für einen bitteren Tag die Frauen hatten.
So sah es während dieser Prozedur die sich auch über eine Stunde hin zog um Sajana herum aus. Einzig ihr Großvater, so konnte man denken, hatte Mitleid. Still liefen die Tränen über sein Gesicht als er sich im Innersten von seinem kleinen Mädchen verabschiedete. Sajanas Vater habe ich nicht einmal während dieser Zeit im Zimmer gesehen. Womit ich nicht sagen möchte, es hat ihn nicht interessiert. Ich denke eher er konnte es nicht übers Herz bringen seine Tochter so zu sehen.
Ein neuer Teil beginnt wieder mit verschiedenen Pujas.
Nach dem Tränenreichen Abschied war eine Weile Stille im Raum. Jeder hang seinen Gedanken nach und meine konnte man zum Glück nicht erahnen. Man gab Sajana somit die Gelegenheit sich etwas zu beruhigen. Draussen spielte unterdessen die Blaskapelle fröhlich weiter. Am liebsten hätte ich die alle zum Mond geschnipst.
Jetzt musste Sajana, wobei ich mich fragte warum ihr Mann noch immer draussen war, kunstvoll hergestelltes Essen weihen. Der Priester flüsterte ihr dabei immer wieder ins Ohr wie sie was machen sollte.
Geweihtes Wasser aus dem Bagmati wurde über ihre Hände getröpfelt.
Und langsam ging es auch dem Ende zu. Man muss bedenken Sajana sass in einer für mich unbequemen Haltung seit Stunden so auf einem Fleck, immer wieder darauf bedacht das jeses Schmuck und Kleidungsstück sitzt wie es sitzen musste.
Jetzt kamen auch vereinzelt die männlichen Verwanden Sajanas in den Raum zum Fotos machen. Links das ist ihr Bruder. Ein sehr gebildeter, aber auch lustiger Mann. Sajana konnte nun auch wieder lächeln. In einer Minute die wir für uns allein hatten, flüsterte sie mir zu: warst du erschrocken? Ich konnte ihr damals noch keine Antwort geben. Später hatten wir telefoniert und ich erzählte ihr was ich damals dachte. Worauf sie meinte: das ist so bei uns Tradition. Das muss sein. Wenn ich da an Deutsche Hochzeiten denke: Wie fröhlich geht es da zu. Und vor allem, dass Paar ist nie getrennt während der Feier. Es ist doch der Beginn eines gemeinsamen Lebens. Warum also hat sich der Mann während einer schmerzlichen Prozedur seiner Frau zu verdrücken?
Man begann die allgemeinen Hochzeitsfotos zu machen und das wieder ohne den Mann.
Und ganz am Schluss sieht man auch Sajanas Papa (rechts) im Zimmer.
Ab hier musste ich leider die Feier verlassen. Ich hatte Shriman versprochen im Hellen noch nach Hause zu gehen. Mittlerweile war es 18 Uhr. Sajana sass seit 6 Stunden auf einem Fleck. Sie bekam viele kostbare Geschenke, genau so kostbar wie ich sie finde. Ich wünsche ihr alles Glück der Welt.
Die Feier ging so weiter, dass die Männer noch weiter getanzt haben und die Frauen Essen reichten. Am Ende des Tages zog Sajana dann mit ihrem Mann und der Blaskapelle in ihr neues Heim.
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