Tag der Tränen Teil 1

Sajanas Hochzeitstag war angebrochen. Für sie sollte heute ein besonderer Tag sein, für mich jedoch auch.
Es begann mit viel Regen, Platzregen. 11 Uhr sollte ich bei Sajanas Familie sein. Es hatte so stark geregnet das ich keine Chance hatte auch nur ansatzweise zur Ringroad zu kommen und mir ein Taxi zu nehmen. Der Himmel über mir schien zusammen zu brechen. Doch ich wagte den Schritt nach draussen, nachdem die Anti mir ein Schirm geborgt hatte. So was besitze ich nämlich hier nicht. (Da es die nächsten 3 Tage weiter heftig regnete, habe ich mir dann doch einen gekauft) 😉

Ich hatte Sajana über ein Jahr nicht gesehen und so war auch unsere Begrüssung: Ein Aufschrei Sajanas die so gleich mit vollem Ordinat auf mich zu stürzte und mich kräftig in die Arme nahm. Wir gingen erst nach oben und tranken einen Tee und konnten so ungestört ein paar private Worte wechseln.
DSC_1718 Rechts das ist Sajana, die andere ihr Schwester

Alles wartete auf die Ankunft des Bräutigams und seiner Familie. Die männlichen Angehörigen Sajanas Familie waren noch damit beschäftigt, nach Anweisung des hinduistischen Priesters, Dinge für die Puja vor zubereiten. Im Garten war wegen des starken Regens eine große Zeltplane gespannt. Die Trauung sollte eigentlich auch dort stattfinden. Jedoch war nicht nur starker Regen, sondern auch bittere Kälte, so wurde es kurzerhand ins Haus verlegt.

Ich muss dazu sagen, während der ganzen Puja/Trauung, die über 10 Stunden geht, sind Männlein und Weiblein getrennt. Die Männer hopsten alle draussen herum und es wurde hin und her diskutiert.

Dann ging ich mit Sajana in deren Zimmer, wo die Frauen und Mädels ihrer Familie versammelt waren. Die Mama und die große Schwester kannte ich schon. Aber viele andere neugierige Augen sahen mich an. Sajana stellte mich vor und nachdem ich ein paar Worte in Nepali gesagt habe, wurden aus den zuvor etwas zweifelnden Blicken, freundliche, herzliche Blicke. Fördernd war sicher auch, das Sajana allen erzählte das auch ich halbe Nepali bin, da ich einen der Irigen geheiratet habe. 😉

Bosnus Didi: (Setz Dich große Schwester) und ich nahm Platz zwischen den vielen weiblichen Angehörigen die ohne mich weiter zu beachten wild durcheinander quasselten. Bissel verstehe ich ja und Sajana übersetzte auch viel. Da wurden Schminktipps ausgetauscht, an den Klamotten gezupfelt, auch mal gelästert und Sajana hilfreiche Tipps gegeben wie sie sie ihren „Mann“ in der Ehe stehen kann.
Kurz nicht anders als bei uns.

Die Frauen, die zuvor noch in ihren normalen Sachen waren, begannen sich ihre wunderschönen roten, reich verzierten Saris, die nur zu besonderen Anlässen getragen werden, anzuziehen. Um mich herum ein Heil loses durcheinander und Gekicher. Am Boden saßen die Kandidaten die sich von einer Friseuse die Haare hoch binden ließen. Nepali Frauen tragen ihr Haar sehr gern offen, aber zu Feiern werden ihre Köpfe mit den schönsten Kreationen hoch gebunden. Ich selbst dachte an mein blondes, fadendünnes Haar und war wieder mal neidig um deren prachtvolles schwarzes, kräftiges Haar. Mitten in diesem Chaos kam der Bruder hinein. Natürlich nachdem alle angekleidet waren. Er brachte mir unter dem Gejohle der Mädels erst mal was zu futtern. Da ich später kam konnte ich am morgendlichen Dal Bhaat Essen nicht teilnehmen und da es noch lange dauern sollte bis ich was zwischen die Zähne bekommen sollte, wurde schon mal dafür gesorgt das ich vor Hunger nicht umfalle.

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Traditionell bekam ich hart gekochte Eier und einen kleinen geräucherten Fisch mit Reis in die Hand gedrückt. Danach gab es als Nachtisch Joghurt und ein Ladoo. (kleines Teigbällchen wahnsinnig süss in Öl gebacken.

Als sich alles etwas beruhigt hatte wartete man nun auf die Ankunft des Bräutigams mit seiner Familie. Das hatte ich schon mal bei einer der zahlreich stattfindenden Prozessionen gesehen. In Nepal ist im Winter Hochzeitssaison. Ja wirklich nur dann wird geheiratet. Der Bräutigam sitzt in einem geschmückten Auto mit seinen engsten Angehörigen, was sich im Schritt Tempo von seinem Haus ins Haus der Braut bewegt.

Vor dem Auto läuft eine Blaskapelle und spielt laut Musik und kündigt somit an: hier ist einer der heute heiratet. Hinter dem Auto läuft der Rest der Verwandtschaft. Das kann unter Umständen schon mal ein sehr langes Korso bedeuten.

DSC_1720Sajana und ihre Schwester warten geduldig auf die Ankunft.

Sajana rief an und fragte wie lange sie denn nun noch brauchen. Wir sind unterwegs, sind gleich da. Hätte sie nicht machen brauchen, denn in diesem Moment hörte man schon von weiten das sie ankommen. Ab jetzt herrschte noch mehr Durcheinander. Alle Mädels verliessen blitzartig den Raum, zwinkerten Sajana noch mal zu und schon saßen wir allein da. Ich deutete ein dreimaliges ausspucken über Sajanas Schulte an, auf deren komischen Blick ich ihr sagte: das machen wir bei uns und es bedeutet Toi toi toi, viel Glück. ´dann ging ich mit raus und wartete mit den anderen auf die Ankunft.

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Vorn rechts ist der Papa, der gemeinsam mit neugierigen Nachbarn auf den Bräutigam wartete.

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Amis, so heißt der Bräutigam, verließ das Auto und wurde von Sajanas Eltern begrüßt mit einem Tikka und Blumengirlanden.

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Es ist so weit, er betritt das Elternhaus. Draußen sieht man die Musik Kapelle.

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Nach ihm kommen nach und nach die anderen Familien Mitglieder ins Haus. Auf der rechten Seite steht die engste Familie Sajans und heißt alle willkommen.

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Am Ende, wenn alle im Haus und Garten sind, kommt Sajana (rechts) aus ihren Zimmer und geht in das Zimmer der Trauung wo ihr Zukünftiger sitzt und der Rest der weiblichen Braut Familie.

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Amish, Sajana und Sajanas Mutter in Law (Schwiegermutter) haben Platz genommen. Man darf sich nicht wundern, die Braut muss jedoch fast während der gesamten Zeremonie ihren Kopf und ihre Blick gesengt halten.

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Die Bräutigam Familie findet auch ihre Plätze. Die Mitglieder Sajanas Familie hingegen stehen alle. Das gebührt dem Respekt der anderen Familie. Einzig ich bekam einen Sitzplatz auf einem Sessel der extra nur für mich hingestellt wurde. Ich hätte mich auch gestellt und habe mehrmals am Tag, gerade älteren Familienangehörigen meinen Platz angeboten. Dies kam aber überhaupt nicht in Frage und mir wurde klar das ich so was wie der Ehrengast an diesem Tag bin.

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Wunderschöne Saris sah ich an diesem Tag. Ich habe noch nie einen getragen. Bis jetzt wusste ich auch nicht wann ich den tragen sollte, geschwiege denn das ich weiss wie man sich so ein Teil umwickelt.

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Die kleine Maus hüpfte auch zwischen drin mit herum.

Während es nun langsam ernst wurde und der Priester die Puja vorbereitete kehrte auch etwas Ruhe ein. Jeder hatte seinen vorbestimmten Platz eingenommen. Das Brautpaar saß wo es sitzen musste und alles wartete auf das es nun los ging.

Befremdlich für mich: nicht ein männliches Familienmitglied war anwesend. Aus keiner Familie. Die waren alle draußen im Zelt und sangen und tanzten zu der Musik der Kapelle, die nun auch im Haus war.

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Das ist die Hochzeitskette des Mannes. Diese muss Sajana ihm später umbinden.

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Der Priester rechts arrangierte um Sajana herum noch verschiedene Reliquien die er brauchte. sehr befremdlich war für mich das Aussehen des Priesters. Ich habe noch an keiner christlichen Heiratsmesse teil genommen, aber ich weiss die Priester der Christen laufen, ich will mal sagen, ordentlicher herum. Wir würden sagen in würdiger, dem Anlass entsprechender Kleidung. der Hindu Priester jedoch kam in stink normalen Klamotten und sah so gar nicht wie einer aus der nun die Ehe der beiden heiligen soll.

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Sajana, umhüllt in Prunk und Seide, saß und wartete. Kurz blinzelte sie mir zu und deutete als keiner hinsah das spucken über die Schulter an 😉

Und dann ging es los.

Im Teil 2 geht es weiter.

PS: ich habe die Erlaubniss von Sajana die Bilder zu veröffentlichen

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