Als ich heute morgen aufstand und aus dem Fenster sah, sah ich nichts. Nur Nebel. Meinen Kaffee schlürfend stand ich am Fenster. Dabei gingen meine Gedanken zurück, denn genau vor einem Jahr stand ich auch schlürfend Tee trinkend am Fester. Da aber schien die Sonne. Ich war seit 3 Wochen in Nepal. Shriman war unterwegs und ich war das erste Mal allein in der Stadt. So viel ist passiert in diesem Jahr.
Ich bereitete mich vor auf meinen Schulweg, nach Jamahl. Dort wo ich mit 15 anderen Nepalesen saß und versuchte der englischen Sprache etwas mehr mächtig zu werden. Mit drei meiner ehemaligen Schulkameraden bin ich noch in Kontakt.
Harit, mein bester Schulfreund von damals ist mittlerweile im Sudan für 2 Jahre. Er arbeitet dort für eine internationale Organisation, lebt etwas gefährlicher, aber hat die Möglichkeit mehr Geld zu verdienen. In der Zwischenzeit ist er Vater einer kleinen Tochter geworden. Die er live noch gar nicht sah. Er muss ja weit weg arbeiten um seiner kleinen Familie wenigstens etwas bieten zu können. Ab und an sprechen wir in Skype und ich nehme an unser Lehrer von damals kippt aus den Latschen, würde er unser schauriges Englisch hören. Nun, die Hauptsache ich wir verstehen untereinander.
Shriman ist fast wieder auf dem Weg in die Berge, denn in ein paar Tagen treffen unsere ersten Agenturgäste aus Deutschland ein. Shriman ist jetzt verheiratet ( mit mir 😉 ). Unsere nepalesische Familie bereitet sich auf das Dasein Fest vor. Dasein ist das größte Fest in Nepal, vergleichbar mit unserem Weihnachten. Shriman sagte mir gestern er habe nun einen echten Weihnachtsbaum gekauft. Wie einen echten? Letztes Weihnachten, als ich dort war, nannten wir ja nur einen Plastikbaum Marke China unser eigen. Da Shriman Plastik ebenso wenig mag wie ich, kaufte er bei der hiesigen Gärtnerei einen kleinen Tannenbaum im Topf. Als ich ihn fragte was er damit will, Weihnachten ist er schließlich wieder hier, meinte er……wenn wir wieder einmal zu Weihnachten in Nepal sind ist er dann größer geworden und wir haben einen richtig schönen echten. 🙂
Die Sonne wird jetzt jeden Tag scheinen in Nepal, aber es wird von Tag zu Tag kälter werden. Nicht zu vergleichen mit unserem Herbst und Winter. Da auch in der kalten Jahreszeit in Nepal die Sonne immer scheint und am Tag fast 20 Grad sind. Ich schrieb aber, dass im Schatten und in der Nacht die Temperatur sich um 0 bewgt. Klingt jetzt nicht kalt. Aber anders als bei uns, sind die Wohnungen und sämtliche öffentliche Einrichtungen nicht beheizt. Da kriecht einem schon die Kälte in die Knochen.
Die Strassen Kathmandus, die vor einem Jahr aufgebrochen wurden um erweitert zu werden, sehen nicht groß anders aus als damals. Bis auf einige wenige, meist Strassen in denen Regierungsfahrzeuge auf und ab fahren, sieht es in der Stadt aus als wolle man von Grund auf alle Strassen neu gestalten. Ich kann mir vorstellen der Staub wird noch mehr sein, die Autos hupen sich immer noch von A nach B und die Nepalesen meckern wie eh und je über die Unfähigkeit der Regierung.
Die Straßenkinder in Boudha, meine Kinder, werden vielleicht besseren Zeiten entgegen sehen, weil mehr Touristen jetzt zur Saison nach Boudha kommen und die Kids mehr Einnahmen haben. Meine kleine Opika, die „Dank“ ihrer Familie nicht eine Schule gesponsert bekam, da es für die Eltern wichtiger war sie mit ihren kleinen Geschwistern betteln zu schicken, was macht sie? Geht es ihr „gut“? Ich denke oft an sie. Shriman, den ich , als er zurück flog, an die Ecke schickte wo sie immer bettelt, hatte sie nicht gesehen. Etwas Kleidung und eine Schokolade, die ich Shriman für sie mit gab, verteilte er an andere Kinder. Leider gibt es so viele andere die Hilfe brauchen. Die Familien die in den Wintermonaten in der Gassenküche waren, werden wieder aus den Dörfern kommen. Nach dem Winter gehen viele von denen auf Dörfer um auf den Feldern zu arbeiten. Im Winter wenn nicht viel zu tun ist und es keine Arbeit gibt, kommen sie in die Städte. In zwei Monaten wird die Gassenküche wieder ihre Tore öffnen. Nur diesmal bin ich leider nicht dabei.
Auf den Airports, wie Lukla, Pokhara und Jomsom, wird es wieder rund laufen. Täglich werden etliche Maschinen landen und starten, gefüllt mit Neugierigen, Abenteuerlustigen Touristen. Am internationalen Flughafen in Kathmandu dürfen keine Maschinen ab einer bestimmten Größe mehr landen. Die Start und Landebahn hat Risse bekommen, die erst repariert werden müssen. Für sehr große Maschinen wäre es zu gefährlich zu landen. Alle internationalen Airlines wurden angehalten nur Maschinen bis zu einer bestimmten Größe Kathmandu an zufliegen.
Thamels Verkäufer werden nach langen Monaten, wo es kaum Kunden gab, sich die Hände reiben, denn das normale Geschäft beginnt wieder. Sushil, einer unserer Freunde, dessen Familie einige Geschäfte in Kathmandu haben, wird wieder Tag täglich hinter seinem kleinen Verkaufstisch sitzen und von den Ländern träumen aus denen seine Kunden kommen.
G. , der kleine Bruder Shrimans, wird diese Saison mit bei uns arbeiten. Auch er muss ab diesem Jahr mit zum Einkommen unsere nepalesischen Familie beitragen. Sein Buissnes Studium ist abgeschlossen. Arbeit jedoch, bekam er nicht. Stück für Stück wird er jetzt von uns aufgebaut im Tourismus Geschäft. Ist Shriman nicht in Nepal muss er sich kümmern, von uns aus dirigiert, um die Belange der Agentur. Was wäre sonst die Alternative? Nichts tun? In eins der arabischen Länder gehen und mit einem abgeschlossenen Studium in Luxushotels, oder auf Baustellen für unsere Begriffe wenig Geld arbeiten?
Eine kleine Veränderung in unserem Haus gibt es. Die Anti hat jetzt eine Putzfrau die 2 Stunden am Tag kommt und putzt. Unten sind neue Mieter eingezogen . Koreaner sind es, die dort irgendwas mit dem christlichen Glauben anstellen……O Ton Shrimans, der nicht so richtig verstand was sie meinten. In der Umgebung wird unser Haus jetzt das Ausländerhaus bezeichnet. Ich kann mir bildlich vorstellen wie sämtliche Nachbarn bei deren Einzug vor dem Haus standen und inspizierten was sie mit brachten. Wie die Nachbarn deren Wohnung stürmten und sich vorstellten…..ich bin die die. 🙂
Sonst aber hat sich nichts geändert für Nepal. Aber für mich. Ich fange meinen neuen Job am 1. Oktober an. Ich freue mich wieder zu arbeiten, ich bin auch glücklich darüber wieder mein eigenes Geld zu verdienen. Aber mit jeder Faser meines Herzens wünsche ich mich zurück zu der Zeit vor einem Jahr.
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