Die letzten Wochen, fast Tage, bekomme ich noch einmal die volle Packung nepalesische Lebensart zu sehen.
Unsere Nachbarn, ich schrieb schon, bereiteten seit Tagen ein Fest vor. Bambuss wurde angeliefert, Plastikstühle, ein kleiner offener Ofen für ein Feuer im Freien wurde gebaut. Usw und so fort. Seit Tagen rumorte es in der sonst so stillen Nachbarschaft.
Eine Hochzeit dachten wir erst. Doch heute wissen wir es genauer, es ist eine Bratabantha Zeremonie. Gewidmet für die zwei Söhne des Hauses.
Dies ist eine hinduistische Zeremonie in der Jungen zwischen 8 und 12 ihre ersten traditionellen Gesetze, Rituale und Zeremonien ihrer Kaste erlernen, oder besser ausgedrückt …..sie werden eingeführt in ihre Religion und in die Gesellschaft richtiger Männer ;).
In Nepal gilt diese Zeremonie als Zeichen in der die Männlichkeit beginnt und das Kind sich verabschiedet.
Die Jungen tragen während der Zeremonie, die übrigens fast den ganzen Tag geht, orange farbene Kleidung und Stirnbänder.
Die baldigen Männer sitzen vor dem Feuer, umgeben von Brahmanan Priestern, der gesamten Familie und Freunden. Wie Männer sollen sie sich benehmen. „Meine“ beiden Jungs allerdings, zappelten und grinsten schon mal der Reihe nach ;). Überhaupt man muss nicht denken es geht alles tot ernst ab, es wird gelacht und auch mal dazwischen gerufen.
Theoretisch sind mindestens 2 Priester von Nöten, es können aber auch schon mal mehr sein. Sicher kommt das auf die jeweilige finanzielle Lage der Familie an.
Das Feuer muss brenne die ganze Zeit. Auch die Nacht über brannte es. Als Gewitter aufzog wurde es geschützt. Feuer ist heilig, hier sitzen, nach den hinduistischen Gesetzen, die Götter.
Die weiblichen Verwanden, in festliche, meist rote Saris gekleidet beobachten amüsiert das Ganze. In ihren Augen sind die Jungs auch nach der Zeremonie keine Männer, sondern immer noch ihre kleinen Jungs.
Dann wirds brenzlig. Die schöne Haarpracht muss weg. Sie bekommen mit einem Rasiermesser die Haare geschoren, bis auf ein kleines Stück. Da wird schon mal gehänselt……hoffentlich fällt kein Ohr zum Opfer.
Die Haare werden von den Müttern und Tanten gesammelt, sie gelten als Heiligtum und werden später in den heiligen Bagmati Fluss übergeben.
Hier werden sie von einem Priester gesegnet mit dem heiligen Wasser des Bagmati. Anmerkung: Heilig schon, aber sau dreckig, da wird wohl eine Dusche hinterher fällig sein 😉
Der kleine von den Beiden fand es wohl eher nicht so lustig.
Ein Großteil der Zeremonie passiert etwas versteckt unter einem Tuch, oder einem Schal. Es soll ein Geheimnis zwischen dem Jungen und seinem Priester sein, was sie da bemurmeln. Der Priester liest aus Mantras, die aus Veden den heiligen Hindu Texten bestehen.
Gelegentlich kommt der Junge dabei hervor gekrochen und schmeisst Dinge, wie Reis, rots Farbpulver, Früchte und anderes in das Feuer. Das Feuer ist an sich der wichtigste Bestandteil und wird permanent mit einbezogen.
Die Tanten derweile warten geduldig die Jungs zu segnen. Brabtabandha ist ein großes Familienfest und eins der wichtigtsen im Leben eines jungen Hindus.
Begleitet wurde die stundenlange Zeremonie, ausser vom Gebete der Priester auch mit Blasmusik. Eigens dazu hatte man eine Blaskapelle engagiert. Ich kann nur sagen, mein Radio blieb an diesem Tag aus. Wir hatten Musik vom Feinsten und vom lautesten 🙂
Beendet wird die Zeremonie, indem die Jungs durch die Reihen gehen und um Reis betteln. Sowie Tikkas von ihren Tanten zu erhalten.
Dann haben sie die Jungs, die ja jetzt Männer sein sollten, ihren Feierabend reichlich verdient.
„Meine“ Beiden haben gut durchgehlaten.
Und ich hoffe mal ich konnte einigermassen gut erklären was da heute auf unserem Hof los war. Ausserdem gab es nach der zeremonie eine regelrechte Fressorgie, begleitet von heissen ( auch westlichen) Discoryhtmen. Dabei allerdings, sah ich nur noch die Jugend im Hof. Die ollen haben sich, so wie es eigentlich auch bei uns ist, dezent zurückgezogen.
Naja und Geschenke gab es auch.
Tolle Party
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