Den einen, Ricoh, kenne ich schon lange. Er sitzt in Boudha auf dem Weg zur ehemaligen Suppenküche, ist Schuster und Inder. Täglich lief ich an ihm vorbei und wir hielten immer ein kleines Schwätzchen. Mit seiner Schuhbox sitzt er Tag ein Tag aus an der gleichen Stelle.
Ricoh’s Familie, Frau und zwei Kinder , leben in Rajastan ( Indien), genauer in Jaipur. Er ist behindert und hat verkrüppelte Beine und hat nur die Möglichkeit sitzend sich etwas zu verdienen. Ricoh spricht für meine Begriffe ein sehr gutes Englisch, was er nur vom hören und sagen seiner Kundschaft gelernt hat.
Ich war heute in Boudha, mal wieder alte Luft schnuppern.
Dabei wollte ich unseren Koch Shiva besuchen, der hier in der Nähe arbeitet. Den wiederum habe ich nicht gefunden. 😉
Ricoh sass wieder vor Ort. Als erstes hielt ich ihm meine Schuhe hin, seinen Blick mit Igitttt sind die dreckig, habe ich verstanden.
Dabei klebte er mir die Sohle gleich mit an und murmelte zu mir……die sind aus China. Ricoh will das immer umsonst bei mir machen. Das lasse ich natürlich nicht zu. Er verdient am Tag etwa 150 bis 200 Rs. Pro Schuhe putzen verlangt er 10 Rs ( nicht mal 10 Cent). Und ich sage Euch, die Schuhe glänzen danach. Von seinem Job bezahlt er die Schule seiner zwei Kinder in Indien und hält sich selbst über wasser im Slum. Wie er das macht? Keine Ahnung?
Er lebt auch drüben im Inder Camp, ich schrieb darüber.
Ricoh bettelt nie, sieht mich als Freund und stellt mir erst mal den kleinen Sitzhocker hin wenn ich komme. Wir plaudern über Gott und die Welt, ich lasse mir die neusten Bilder seiner Kinder zeigen, dann legt er los.
Sein Zelt, er lebt unter einer Zeltplane im Slum, ist defekt. letzte Nacht hat es rein geregnet. Ich würde ihm so gern eine neue kaufen, doch er will einfach nicht. Er ist ein sehr stolzer Inder. Den Rajastanern sagt man dies von Haus aus zu.
Alledings konnte ich ihn davon überzeugen das meine Schuhe heute besondere Behandlung brauchten. 😉 Ich würde ihn gern mal fotografieren um Euch vorzustellen, doch ich scheue mich ihn zu fragen. Ich will nicht das er denkt nur wegen seiner Behinderung ist er ein Foto wert.
Der Vogelverkäufer lief heute auch vorbei.
Mein ehemaliger Arbeitsweg….
Heute sass neben Ricoh ein anderer Mann, der scheinbar ein guter Bekannter war. Er sah nepalesisch aus. Da ich das gespaltene Verhältniss vieler Nepalesen zu Indern kenne, wunderte ich mich schon etwas. Als ich ihn ansprach ob er Nepalese ist, verneinte er und sagte stolz….ich bin ein Tibeter. Die Chinesen wollen ja gern das sich die Tibeter zu China bekennen, doch da beissen sie auf Granit. Recht so.
Mich interessiert Tibet und wie es den Tibetern geht. Denen die in Tibet leben nicht annähernd so gut wie deren chinesischen „Bezwingern“.
Tenzing ist mit 6 Jahren aus Tibet gebracht wurden. Mit Schleppern, die seine Eltern engagierten, um ihn und andere Kinder über die Berge bis nach Nepal zu bringen.
Viele Tibeter wollen das ihre Kinder raus kommen, in die Freiheit. Um so die Hoffnung zu haben auf ein besseres Leben und vor allem die tibetischen Wurzeln, deren Kultur und Traditionen weiter zu führen. Denn es ist kein Geheimnis das China die Tibeter gern verchinesen möchten. Mal milde ausgedrückt.
So gab und gibt es in Tibet viele Eltern die teure Schlepper bezahlen, die ihre Kinder über die tibetische Grenze nach Nepal bringen. Die meisten allerdings gehen weiter nach Indien, nach Dharmsala wo der Dalai Lama sein Domozil hat.
Neuerdings werden erwischte Gruppen von der nepalesischen Polizei zurück nach China gebracht. Was mit den Kindern passiert weiss ich nicht, den Erwachsenen jedoch steht eine schreckliche Zukunft bevor, wenn sie noch eine haben.
Stellt Euch vor, die Eltern bezahlen einiges an Geld nur in der Hoffnung ihre Kinder kommen an. Viele schaffen den Weg über die Berge und auch über 6000 Meter hohe Pässe nicht. Sie verhungern oder erfrieren.
Die Eltern erfahren in den seltensten Fällen, ob oder wie ihre Kinder ankommen. Geschweige denn das sie jemals ihre Kinder wieder sehen. Die Kinder haben im Erwachsenen Alter keine Chance wieder einzureisen.
Tenzing hat über Umwege erfahren das sein Vater vor vielen Jahren erschossen wurde von den Chinesen. Er war Freiheitskämpfer, erzählte Tenzing voller Stolz. Eine Kugel in die Brust und eine in den Kopf töteten seinen Vater. Die Mutter hat er nie wieder gesehen. Über einige Ecken hat er hin und wieder Telefon Kontakt. Wie das funktioniert kann ich nicht sagen. Einmal in seinem Leben noch will er seine Mutter sehen, sagte er mir heute.
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