2 Männer und ein Bus

Wer in Kathmandu von A nach B kommen möchte nutzt als Tourist meist ein Taxi.
Die Einheimischen, solche wie ich, oder ganz hart gesottene Touristen jedoch, nutzen den Bus.
Bus fahren in Kathmandu ist nicht immer schön. Es ist kalt, es zieht wie Hechtsuppe und selten hat man Platz seinen ganzen Popo auf einen Platz zu drapieren. Oft hat man Nachbars Hand auf seinem Schenkel, oder aber auch der Atem des Hintermannes im Genick. Auch schon mal einen kräftigen Nieser 😉 und wie heute erlebt, ein fremdes Kind.

Es gibt die großen, wie ich sie nenne die Ringroad Busse die aller paar Minuten um ganz Kathmandu fahren. Und es gibt die Kleinen, die Microbusse, die sich in die teils auch engen Gassen Kathmandus bemühen.
In so einen Microbus, der schätzungsweise für 15 Personen ausgelegt ist, passen dann auch schon mal gefühlte 100 Passagiere rein.

Das dies alles reibungslos seinen Gang geht, dafür gibt es zwei Männer.
Da ist zum einen der Fahrer, der je nach Laune seinen Micro auf Höchstgeschwindigkeit zum Ziel jagd.
Zum zweiten ist da der Mann, oft ist es ein kleiner Junge, mag man denken. Der hat die Aufgabe Passagiere zu locken, abzukassieren und für Ordnung im Bus zu sorgen. Und glaubt mir es herrscht Ordnung im Bus.

Früher, als ich noch grün hinter den Ohren war und nicht wusste wie man diesen Ordnungshüter der Busse nannte, gab ich ihnen Namen wie…..Spucker (gern spucken die Jungs mal wild in der Gegend herum), oder Rufer, Schreier……..usw.

Jetzt weiss ich wie man sie nennt. Contakter.
Sie sind die welche den Kontakt zum zukünftigen Fahrgast herstellen.

Haltestellen sind kaum gekennzeichnet in Kathmandu, so hat man das Gefühl wann immer man möchte kann man so einen Bus besteigen.
Und doch gibt es feste Regeln, die aber kein Schwein beachtet. Die Polizei kann schliesslich nicht überall sein. Ist sie doch mal da, werden die Fahrer zur Kasse gebeten. Doch zuvor entsteht da eine große Diskussion, während die Fahrgäste geduldig warten, ich aber ordentlich auf meinem Platz herum zapple. Ja, selbst nach Monaten in Nepal habe ich es mir immer noch nicht abgewöhnt pünktlich kommen zu wollen 🙂

Der Contacter hält sich zur Hälfte seines Körpers während der gesamten Fahrt meistens ausserhalb des Busses auf. Mit dem gesamten Oberkörper lehnt er weit raus gebeugt aus dem Fenster und schreit…..Zabel, Boudha, Ratna Park, Jamal….sämtliche Haltestellen die der Bus anfährt in die Gegend. Geübte Ohren verstehen sofort was er will. 😉

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Ehrlich gesagt früher verstand ich kein Wort und dachte sie schreien nur weil sie es gerne machen. Heute weiss ich moderne Kommunikation in Nepal kann auch so aussehen.

Hat er potentielle Opfer gefunden, die mit einem Kopfnicken ihre Bereitschaft signalisieren den Bus nutzen zu wollen, klopft er wie wild auf den Bus. Zwei mal, dies ist das Zeichen für den Fahrer zu halten und einmal zum weiter fahren. Der Fahrer selbst stiert nur auf die Strasse. Und fährt auch schon mal los wenn der Contacter noch Kontakt sucht. Dann schreien zur Abwechslung die Fahrgäste, er solle gefälligst warten, der Hüter des Busses fehlt noch.

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Sitzplätze sind zu bestimmten Zeiten rar. So fuchteld der Contakter schon mal wild mit dem Armen im Bus und sagt……..Leute Leute macht euch dünn, hier wollen/ sollen noch welche rein.

Ich denk dann schon mal……mein Gott Süsser, könnte ich mich dünn machen würde ich sicher nicht hier im Bus sitzen, sondern auf den Model Laufstegen der Welt unterwegs sein. 🙂

Das nächste Problem wartet nicht lange. Das bezahlen. Nicht das ich nicht möchte, denn in Kathmandu zahlt man fast einen symbolischen Preis fürs Bus fahren ( naja für uns Westler), gerade mal 15 bis 20 Rs, je nach Streckenlänge. Also nicht mal 20 Cent.

Doch wie kommt man an sein Geld, wenn es in der Hosentasche ist und wirklich nicht mal mehr ein Millimeter Beinfreiheit ist, ohne den Nachbarn zu begrabschen? Der findet’s vielleicht noch schön ;).

Ich stecke mein Kleingeld immer in die Hosentasche. Irgendwie geht es dann doch und dann kommt die nächste Hürde………der Preis.

Ich meine den Preis für uns. Gern mal kassieren die Contacter die gesamten 20 Rs, ohne Wechselgeld zurück zu geben. Die Schlawiener die ;). Mir geht es nicht um ein paar cent, mir geht es darum, dass ich genauso behandelt werden möchte wie die Einheimischen. Schliesslich lebe ich mit genau so wenig Strom wie sie. Da bekomme ich auch kein Bonus. 😉

Nein, mal im Ernst, mir geht es um das Prinzip. Die Cent gebe ich lieber einigen von meinen Leuten in der Gassenküche.

Ausserdem weiss ich aus einer geheimen Quelle 🙂 die verdienen gar nicht so schlecht. Sie werden a) am Gewinn beteiligt und b) stecken sie sich immer was in die eigene Tasche bevor sie am Abend beim Boss abrechnen. 🙂

Ich sitze also, habe meinen 20 ‚ziger gegeben und warte geduldig auf die 5 Rs Wechselgeld. Die kommen oft nicht. Je nach Laune halte ich entweder meine Hand fordernd hin, oder aber ich sage………mero Poisa. ( mein geld). Spätestens dann horcht die Masse im Bus auf. Nepali, aus ’nem europäischem Mund? 🙂

Ich habe schon erlebt, dass dann einige Leute im Bus, meist ältere, in das gleiche Horn tuten und mir, nachdem ich mein Geld bekommen habe, wohlwollend zunicken. Das macht Laune das baut auf.

Gestern, der Bus war wie immer brechend voll, hat ein Fahrgast sein Handy verloren. Panik im Bus! Alles sucht. Jat trotz begrenzter Beinfreiheit ist da immer noch Platz zum suchen. Bis dann einer auf dei Idee kam ihn anzuklingeln. Ich konnt gar nicht so schnell gucken und es hatten mindestens die Hälfte der anderen Fahrgäste ihr handy in der Hand um geduldig zu warten bis der Pechvogel des Tages seine Nummer preis gab. Das war dann wohl mal nichts, sein Mobile sei switch off ( ausgeschalten) meinte er.

Pech gehabt. Das Mobile war weg und er ging ohne. Es entstand eine lebhafte Diskussion im Bus von dem ich wieder mal sehr wenig verstand. Das Handy blieb aber weg.

Es kommt auch vor, wenn ich am Vormittag meine Pause nutze, um schnell Besorgungen zu machen, dass die Busse noch voller sind. Ja es gibt immer eine Steigerung in Kathmandu. So geschehen vor 2 Tagen. Da hatte ich meine Premiere, so dass mein Hinterteil aus dem Bus guckte und ich innen krampfhaft versuchte mich fest zuhalten. Nach 2 Haltestellen war mein Popo auf Minimal Temperatur runter gekühlt und ich hatte Glück. Ich wurde zum Nachrücker.

Trotzdem ich mag lieber Bus fahren. Taxi sit langweilig………:)

4 Antworten zu „2 Männer und ein Bus”.

  1. hahaha Microbusse sind genial!! Ich nehme auch wenn immer möglich den Bus anstatt ein Taxi. Macht definitiv mehr Spaß 😉 Und mit meiner Schul-Mitarbeiter-Karte zahle ich sogar nur 10NPR. Aber insgesamt habe ich es leichter mit dem Rückgeld. Die meisten denken, dass ich Nepali bin und so quatschen sie mich auch immer direkt an. „Kahaa jaane ho?“ ist der Klassiker gefolgt von „Kahaa bataa?“ Hehe natürlich hab ich gelernt, darauf zu antworten 🙂
    Meine größte Sorge gilt in den Micros immer älteren Damen und Kleinkinder. Da besteht die große Gefahr, dass sie in die Busse – sorry für die Sprache – KOTZEN!! Meine Kids aus Snowland sind sogar so Bus unerfahren, dass bestimmt 75% auf „längeren“ Fahrten sich übergeben müssen 😦

    1. so eine katrte hätte ich mir auch geben lassen können, habs wohl vergessen 😉
      hahahaha ich habe selber das problem manschmal kotzen zu müssen.lg

  2. Das ist in den Städten in Peru genauso 🙂
    Ich fand es lustig, als wir ein Stück der Strecke Kathmandu-Bhulbule auf dem Dach des Busses mitgefahren sind. Der Contakter war vielleicht 10 Jahre alt, und als er seine Arbeit getan hatte, hat er mir kurz sein Bündel Geldscheine in die Hand gedrückt, damit er sich eine Zigarette anzünden konnte. Krasse Situation.
    Ich wünsche dir auch schöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr! E ist immer so schön in deinem Blog zu lesen, ich bin froh, dass ich das 2012 entdeckt habe 🙂

    1. ohhh auf dem dach bin ih noch nie gefahren. bin zu ängstlich dazu. ich wünsche dir sauch schöne weihnachten lg aus ktm

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