Fast 3 Monate Nepal und ein vergessener Nicolaustag

Man, als ich heute in meine FB Seite sah, rieselte es langsam runter……..heute ist Nicolaustag! Und ich habe doch glatt weg nicht mehr daran gedacht, oder eher gesagt vergessen.

Sollte das bedeuten ich habe mich integriert? Habe meine eigene Herkunft vergessen?. Habe mich an ein Leben hier gewöhnt? Lebe jetzt mit allen Freuden und Schwierigkeiten wie die echten Nepalesen?
Nein. So richtig nicht, wie ich heute feststellen konnte.

Bis jetz dachte ich, nun hast du es kapiert. Die Welt ist nicht immer schön bunt und es leben auch viele im Elend. Ich dachte ich habe begriffen wie viel schwerer es ist in Nepal den Alltag zu überstehen als in Deutschland.

Ein einfaches Beispiel.
Der aufmerksame Leser kennt sicher unseren Stromplan, ich schrieb davon.
9 Stunden am Tag ohne Strom. Dies soll mir erst mal einer nachmachen in unserer westlichen, schönen bunten Welt.
Nebenbei gesagt, soll sich das ausweiten auf bis zu 16 Stunden ohne Strom am Tag!

Gestern am Tag, der Strom kam 13 Uhr und das auf die Sekunde.
Ich hopste fröhlich zum PC  um ihn anzuwerfen und zu schreiben. Schliesslich hat man ja nicht ewig Zeit.

Danach wollte ich duschen. Doch daraus wurde nichts. Die Handwerker kamen um noch einige Verbesserungen in unserer Küche zu tätigen. Unsere Unterschränke sollten Türen bekommen. Bitte nicht wundern 😉
Natürlich kommen die Handwerker auch wenn Strom ist, denn auch hier in Nepal gibt es Fortschritt und nicht alles wird mit der Kurbel betätigt 😉
So war es nichts mit duschen. Warum? Naja hier hüpfe ich nicht mal einfach so ins Bad und stelle mich unter einen wunderschönen warmen Strahl.

Hier koche ich erst Wasser, mische es dann mit kalten und gehe ins Bad um mir die lauwarme Mischung auf den Körper rieseln zu lassen.

Ich konnte doch nicht, während die Männer…….sägten, hobelten, hämmerten und flexten mal eben hin und her hüpfen bewaffnet mit Eimerweise Wasser. Die denken so schon wir Ausländer haben ein Rad ab 🙂

So verbrachte ich 3 Stunden vor dem Laptop und surfte mich durch das kunterbunte Internet.
17.00 Uhr sollte der Strom wieder, wie von Zauberhand verschwinden, so dachte ich dann räumst du die Küche wieder auf. Denn da sah es aus wie in einem Stall. Überall Späne 10 cm dick auf dem Boden und natürlich Staub an den Wänden und an den Schränken.

Schlagartig 17 Uhr, die E Werke knipsten uns den Saft ab, liesen die Handwerker alles fallen und verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Ohne, um das mal zu betonen, ihren Dreck weg zuräumen.

Ich legte los so lange es noch hell war. Hier in Nepal gibt es Dank der Äquator Nähe kaum eine Dämmerung und ich musste mich beeilen.
Shriman war nicht da, er war in seinem Büro. Sicher ahnte er zuvor was da auf mich/uns zukommt und suchte mal schnell das Weite ;).

Den Staubsauger konnte ich nicht nutzen, der funktioniert nicht mit Kurbel ;).
Es war dunkel und notdürftig war alles weg gekehrt. Jetzt wollte ich wenigstens einmal mit Wasser über den Boden.
Doch siehe da, Wasser war auch alle. Nicht ein Tropfen war mehr in der Leitung. Ich konnte mir nicht einmal die Hände waschen.

Shriman rief an………sind die Männer schon weg?
Ja und mit ihnen der Strom und das Wasser. Zum Dank das du dich verdrückt hast lädst du mich jetzt in ein Restaurant ein.
Was er tat, sicher um auch den häuslichen Frieden zu wahren, denn ich war leicht 🙂 angesäuert.

Wasser kann man erst wieder hochpumpen wenn der Strom da ist. Der jedoch sollte erst 21.00 Uhr am Abend kommen. Zu spät, denn die Pumpe wäre zu laut……..wie mir Shriman vorsichtig erklärte.

Dies bedeutete dreckig ins Bett und dreckig morgens zur Schule.
Vom Toilettengang will ich gar nicht reden.

Nun an solche Dinge gewöhnt man sich schlecht. Aber ich habe für mich die Erfahrung gemacht man kommt klar, ungern, aber es geht.

Heute nach der Schule befanden H. , mein Schulfreund und ich, dass wir lange keinen heben waren. Milchtee meine ich………. 🙂
Nach der Schule fuhren wir in eine kleine Teebude und H. begonn mich aus zuhorchen………..

Du bist so lange hier jetzt. Was gefällt dir am meisten und mit was kommst du schlecht klar?

Mhhhhhhhhh, was sagt man, wieviel gibt man Preis von seinen Problemen? Schliesslich möchte ich nicht als Weichei gelten.

So erzählte ich ihm die Story die ich hier schrieb. Nicht aber ohne ihm zu beteuern es gehe schon, man würde irgendwie das Problem managen. Ich bin echt ein Täuscher gele? 😉

Am Ende betonte ich, dass was ich für mich hier herausgefúnden habe.
Wasser ist eins der wichtigsten Dinge die der Mensch zum Leben braucht. Und das ich festgestellt habe, bis jetzt bin ich sehr achtlos damit umgeangen. Wie zum Hohn eigentlich, wenn man mal bedenkt das Nepal das zweit reichste Land an Wasser ist.

H. hörte sich geduldig meine, sicher in einem schauderhaften englisch gesprochene Rede, an.

Dabei sah ich ein Schmunzeln in seinem Gesicht. Dieses schmunzeln kenne ich schon und war mir sicher………jetzt bekommst du gleich wieder ein Gegenargument vor den Koffer geknallt.

Mhhhh ja, ich glaube schon das es schwer für dich ist, aber sieh mal……..so sagte er.

Hier in Nepal gibt es Menschen die haben den ganzen Tag kein Wasser aus der Leitung, die leben von Wasser was ausgeteil wird in Fässern. Oder aber sie suchen öffentliche Waschplätze auf für Wasser. Oder und das ist das schlimmste…..es gibt Menschen die müssen auf der Strasse leben, haben keine Wohnung, kein regelmässiges Essen!
Das sass……

Ich wurde mir wieder mal bewusst noch immer nicht richtig begriffen zu haben wie das Leben vieler Nepalesen hier läuft. Die traurige Wahrheit die ich doch immer jeden Tag hier sehen kann, wenn ich an Menschen die auf der Strasse sitzen achtlos vorbei gehe.
Ich meine dabei nicht die Bettler in Thamel, ich meine die Menschen in den Bezirken rings um Thamel. Dort wo sich kein reicher Tourist verirrt der angebettelt werden kann. Die Menschen die mit leerem Blick nur auf der Strasse sitzen und warten. Ja auf was warten?
Auf den Sommer das es wieder warm wird, auf eine milde Gabe, auf den Tod? Ich weiss es nicht.

Ich weiss nur, dass ich hier in meiner schönen Wohnung sitzen kann, einen warmen Arsch habe, mehr als genug zu essen……..nur ab und an halt mal kein Wasser.

2 Antworten zu „Fast 3 Monate Nepal und ein vergessener Nicolaustag”.

  1. Ja, an solche Umstände gewöhnt man sich schlecht! das war für mich auch immer ein „Akt“, wenn wir kein Wasser hatten…

    1. Man kann sich das gar nicht vorstellen. Ich denke Indien ist da ähnlich, oder? Hast Du auch solche Dinge besser schätzen gelernt, oder vergisst man wieder nach einiger Zeit in der Heimat?

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: