Bhai Tikka…ich bekam auch eins

…….und Prati’s großer Auftritt. Heute, oder eher gesagt gestern, war Bhai Tikka.
An Bhai Tikka ( was Brüder heisst…..eher aber kleiner Bruder ), werden die Brüder von den Schwestern geehrt.
Was aber machen Schwestern die keine Brüder haben? Nun irgendwelche Jungs gibt es in Nepals weit verzweigten Familien immer und so halten sie her.
Die Nepalesen nehmen ihre Traditionen ernst, aber richten sich nicht nach Normen. In Sachen Feste können sie sehr flexibel sein. So auch sollte ich einen Tikka bekommen, was nichts außergewöhnliches ist und kein Nepalese denkt sich was böses dabei wenn ein Mädel einem anderen Mädel ein Tikka gibt. So jedenfalls meine Beobachtungen.

Der Morgen, wohl bemerkt der sehr frühe Morgen beginnt für die Mädels mit einem Waschgang, Egal wie kalt es ist, oder das Wasser selbst. Tikkas vergibt man nur sauber. Womit ich nicht sagen möchte das sie sich sonst nicht waschen, ehe hier irgendwelche falschen Schlüsse gezogen werden.
Der Unterschied ist der, dass an Bhai Tikka ganz früh am Morgen sich gewaschen wird.

So begann Pratis Tag gegen 6 Uhr, als die anderen noch schlummerten. Ich inbegriffen.
Prati darf bis nach der Zeremonie nichts essen, oder trinken. Nun geht es aber nicht gleich los, wenn sie klinisch rein ist, sondern es gibt exakt eine vorgegebene Zeit zum Start. Und wer des Nepalesen Datums Wirrwarr kennt, der weiß, kaum einer kennt die richtige Zeit die sich jedes Jahr ändert.
Was also tun?
Dafür ist eigens das nepalesische Fernsehen zuständig.
Ähnlich wie bei uns an Silvester, wird eine Uhr gezeigt die aussagen soll, wann die Mädels sich bereit halten sollen.
Gegen 11 Uhr war es, glaube ich. Denn wie immer bekam ich bei Datums und Zeitansagen nur eine sehr ungenaue Aussage mitgeteilt.

Erst musste Prati ihre 2 Brüder, die zu Hause waren ( shriman ist in den Bergen, der andere Bruder in Malaysia), drei mal umrunden und dabei tröpfelte sie Wasser, welches aus der Vase im Puja Teller entnommen wurde, über sie.
Mein Gott, war das ein anstrengender Satz.
Die Brüder sitzen am Boden und nachdem sie ordentlich nass gemacht wurden bekamen sie von Prati ein Tikka aus 3 verschiedenen Farben. Rot, Gelb und grün als Symbol für die drei Götter Vishnu, Brahma und Mashwer. Ferner wurden sie noch mit Reis und Blumenblüten beworfen was in der Wohnung hinterher für ein ordentliches Chaos sorgt.

Ob das jetzt alles so ganz korrekt ist, kann ich nicht sagen, so jedenfalls verstand ich es. Zu beachten ist sowieso, dass bei den verschiedenen Ethnien hier jeder das Bhai Tikka so gestaltet wie es seine Tradition ist. Ich gewähre somit keine Gewehr für mein Geschreibsel.

Kennt Ihr die nepalesischen Mützen? Jene bunten kleinen Kappen, die scheinbar nur alte Nepalesen tragen?
Solch eine Mütze bekommt jeder Bruder auch noch.
Um die Jungs dann noch vollends zu bespassen bekommen sie noch eine Blumengirlande ( Malla) aus Studentenblumen umgehangen. Und insgeheim, wenn sie dann ihre Brüder besonders lieb hat, wünscht sie ihnen Glück und ein schönes Leben. 🙂
Die Mützen haben die Bedeutung, dass die Brüder an diesem Tag das höchste sind auf der Welt.
Nebenbei ich sah gestern viele Jungs mit jenen Kappen und auch ihren Mallas auf der Straße. Stolz wie Bolle liefen sie herum.

Dies alles, die Kappen, die Farbe für die Tikkas, die Blumengirlanden und auch etwas zu essen wie…..Obst, Nüsse, Schokolade, müssen die Schwestern selber kaufen und auch bezahlen. Gnade der Schwester die viele Brüder hat. Prati hats da arg erwischt als einziges Mädel unter 4 Brüdern und noch dazu mir, denn ich sollte auch noch fällig werden.

Wiederum, auf der anderen Seite hat sie es besser ,als einziges Mädel. Denn auch sie wird beschenkt von ihren Brüdern. Die geben ihr Geld und Geschenke. So hat Prati, denke ich, ihre Ausgaben mehr als wieder rein. ;). Von shriman und mir bekam sie ein Smart Phone. Die Dinger gibt es hier wirklich zu sehr günstigen Preisen und ich am überlegen bin mir auch eins zu kaufen. Wenn ich wüsste das sie in Dt. funktionieren?

Weiter zu Bhai Tikka.
Die Brüder wiederum müssen jetzt der Prati ihre Ehre erweisen und mit der Stirn ihre Füsse berühren. Das musste ich nicht machen, da ich kein Bruder bin. Ein Vorteil den ich gern annahm. Nicht weil ich nicht wollte, sondern das hoch kommen………..fällt halt schwer. 😉 ( Schließlich bin ich ein Jahr älter geworden vor kurzen).

Das Ganze geht aber, man glaubt es kaum, sehr lustig ab. Wieder mal nicht zu vergleichen mit christlichen Zeremonien, die ich kenne.
Die Brüder werden schon gerne mal, nicht nur an der Stirn mit den Tikkas bemustert, sondern gleich mal im ganzen Gesicht voll geschmiert. Zum Glück lässt sich das mit Wasser leicht wieder abbekommen.
Auch während der Zeremonie wird nicht alles so bitter ernst genommen und man hört viel lachen.

Dann endlich, Prati hatte alle mit Farbe versorgt und ihre Geschenke gehortet, kam ich dran.
Die Familie kam zu mir und schleppte alles mit. Inklusive fertigem Dal Bhaat in einer Art Tupper Dosen. Mama du siehst also, ich werde auch hier reichlich mit Essen versorgt.

Als erstes bekam ich die Kurta geschenkt, die ich mir selber ausgesucht hatte. Selbstverständlich wollte ich sie tragen.
Ich bekam das Wasser, was sich etwas mit den in mein Gesicht beklecksten Farben vermischte und so sah ich eher aus wie ein auf Kriegspfaden befindlicher Indianer.
Ich bekam meine Malla umgehangen, die mit den Targetes . Als kleines Extra hatte Prati mir noch jene Malla aus den Lilafarbenen Blumen geschenkt. Sicher sah sie 2 Tage zuvor, wie sehr ich gerade bei unserem Einkaufsbummel diese Ketten bewunderte.
So habe ich jetzt zwei Mallas im Büro hängen. Die werden natürlich aufgehoben und nicht in den Müll geschmissen. Ich für mich weiss, sie werden als einer der ersten Teile in meinen Koffer wandern, wenn ich wieder heim muss.

Jetzt war ich dran und habe Prati unser Geschenk gegeben. Ich musste grinsen, wie auch bei uns zu Heilig Abend,wollen die Kinder wissen…….was habe ich bekommen? Und sie fragte, darf ich es öffnen?
Schon allein die Frage zeugt von einer sehr guten Erziehung, wie ich meine.
Irgendwie schien ich für mich das Fest mit Weihnachten verwechselt zu haben und hatte noch ein kleines Geschenk für die Mama und auch den Bruder.
So saßen wir alle fröhlich, ich mit einem riesen vollen Teller Reis, Linsen, Gemüse und Fleisch und die anderen mit den geöffneten Geschenken zusammen.
Es war wirklich wie heilig Abend.
Überall lag Geschenkpapier, Prati testete gleich ihr Smart Phone und hatte zu anderen Dingen keinen Sinn. Der Teppich war voller Blumenblüten, es sah aus wie bei Hempels unterm Sofa.
Als es klopfte…………Klasse Besuch und hier sieht aus!

Die Didi von oben, ich meine unsere Hauseigentümerin, brachte mir mit einem fröhlichen Happy Tihar,……ja was wohl? Essen! Traditionelles Roti Brot, was an Tihar gegessen wird.
Dies hatte auch shrimans’s Mama mitgebracht. Mal ehrlich, dies wird in Öl gebacken, schmeckt lecker, aber verursacht bei mir reichlich Sodbrennen. So holte ich schon mal die Medizin dagegen aus dem Koffer.

Es wurde dunkel und die Bande verabschiedete sich. Nicht ohne mit mir gemeinsam zuvor sauber zu machen. Als der Bruder sich den Staubsauger schnappte und frisch los saugte, bekam die Mama riesen Augen. Noch nie zuvor sah sie so ein Teil und war vollends begeistert.

Als alle raus waren ging ich hoch zur Didi um ihr das Geschirr wieder zu bringen.
Dabei stammelte ich teils auf Nepali, teils auf englisch, dass ich leider nicht nepalesisches Roti Brot backen kann, ihr aber trotzdem ein fröhliches Happy tihar wünschen möchte. Als Dankeschön gab ich ihr eine, von meinen strikt gehüteten Milkaschokoladen. Mhhhhhhh schade,,,,,,,

So einfach liesen mich der Dhai, ihr Mann und sie nicht gehen und es gab noch mal Tee. Als sie fragte, ob ich noch Reis essen möchte, streikte ich. Ehrlich ich konnte nicht mehr.
Es war noch eine lustige Stunde. Die Didi redet ganz wenig englisch,der Dhai schon besser. Am Ende ging ich dann mit ein paar Worten mehr gelernten Nepali. Der Dhai begleitete mich die eine Etage nach unten. Warum das?
Nepals Regierung fand wohl, das die vielen Stromleistungen an diesem Tihar genug waren und knipsten pünktlich zum Festende das Licht aus.

Ps: nächste Woche sollen wir endlich Internet bekommen, dann gibtsauch die Bilder dazu, denn ich habe viele.

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