So, Pilze sind geputzt und teils gegessen. Unsere Ausbeute war etwas weniger, da wir vor einem heran nahenden Regenguss begleitet mit Hagelschauern, flüchten mussten. Das definitive Ende der Schönwetter Periode war gekommen………..
Nun komme ich aber zum ultimativen Ende unserer Everest Tour.
Wo war ich letztens stehen geblieben? Im Sargamatha NP? In Namsche Bazar? In Thengboche? oder in Lobuche? Yap in Lobuche, von wo aus es schnurstracks zum Point of no return ging.
Neuer Tag, neues Glück! Mero Shriman und ich sind wie neu geboren, alle Schmerzen sind weg. Leichte Zeichen der Verwahrlosung, weil ewig nicht richtig gewaschen ignoriere ich. Heute geht es nach Gorak Shep auf 5180 m. Vorerst gerade aus, keine Steigung, was jedoch nicht so bleiben wird. Der Weg ist steinig, aber die Aussicht ist spitze. Die Gegend ist sehr karg, fast nur Steine. Klar in der Höhe. Rings um uns ist der Pumori, Lotse und Nuptse und eine kleine Spitze vom Everest…meinem / unserem Traum Ziel.
Der Pumori….ein 7000’ter
Heute ist die Etappe nicht zu lang, aber sie hat es in sich. Der Kopf meldet sich wieder mit stechenden, pochenden Schmerzen. Wir laufen auf einer Seiten Moräne des Khumbu Gletschers, unter uns ist Eis, man sieht es jedoch nicht. Alles ist voller grauen Geröll. Schmelzen unsere Gletscher? Der Khumbu, jedenfalls yes, dass haben amerikanische Forscher herausgefunden, er hat seit 1962 rund 18 Meter an Dicke verloren. Wie fast alle Gletscher in der Umgebung ist auch der Khumbu ein so genannter Schuttgletscher, dessen Zunge vollständig von Geröll bedeckt ist, auf dem wir herum eiern.
Eismassen, die sich immer noch bewegen………. Eine Qual für die Augen, ohne Brille geht garnicht’s. Das grau auf den Steinen, die grelle Sonne und der Schnee blenden. Ohohoh mein Kopf ist wieder am platzen, mir ist spei übel. Ich vergesse zu trinken, für ein Durstgefühl ist es zu eisig. Das Wasser ist saukalt.
Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Einzig allein, der Gedanke, mein Traum zu verwirklichen, am Fuße des Everests zu stehen treibt mich voran. Sowie mero Shriman, der mir immer wieder Mut ins Ohr flüstert. 20 Schritte gehen, ausruhen, weiter 20 Schritte………ja ja so kommt Frau auch ans Ziel. Und immer schön langsam hahahah, als ob ich schneller könnte.
Gletscher Spalten
In den Gletscher Spalten sieht man das glasklare Eis, es ist türkisblau. Weiter weg auf dem Hauptgletscher kracht eine Ladung Eis ins Wasser. Das knallte so laut, wir hatten uns echt erschrocken.
Ich will fast aufgeben, ich bin so gut wie am Ende. Hey Basundhara, wo ist dein Ergeiz? Ja wo, ich denke irgendwo zwischen Lobuche und hier habe ich meinen Ergeiz verloren. Mero Shriman sei Dank, immer und immer wieder spricht er mir Mut zu. Das hilft mir die nächsten Schritte weiter. Zwischenzeitlich meckere ich mich selbst an, welcher Teufel mich geritten hat mir so was an zu tun. Wir könnten an irgendeinem Strand liegen, uns Cocktails einwerfen und in der Sonne brutzeln. Aber ob das die Erfüllung wäre? Glaube ich nicht. Doch in dem Moment dachte ich so. Jedoch Sonne haben wir auch. Aber bitte nur nicht so hell…….!!! Und kann bitte mal jemand den Mann aus meinem Kopf entfernen, der immer und immer wieder mit einem Hammer dagegen hämmert.
Die kleinen blauen Gebäude ..das ist Gorak Shep……das Ende der Welt
Gorak Shep……..wir sehen es. Ja ja ja fast geschafft. Jetzt fängt es schon wieder an zu schneien. Auf dem Zahnfleisch kriechend kommen wir an.
Auch am Ende der Welt gibt es Guesthäuser, noch dazu eins der Besten auf dem Trekk….. Aber bitte nicht wieder Knoblauch Suppe denke ich noch so und doch, ich muss sie wieder essen. Ich würge mir die Suppe rein. Bitte notieren..Knoblauch in Zukunft von meinem Speiseplan streichen!!!! In der Lodge, sitzt eine Frau aus Israel auch vor Knoblauch Suppe. Wir lächeln uns verstehend an, was man so lächeln nennt. Ihr Gesicht ist grün, gelb, rot……….seh ich auch so aus?
Die Lodge ist der pure Luxus. Echt!!!!!!!! Letzte Nacht hatten wir ein Zimmer so 1,80 x 1,79, ein Bett so schmal das wir uns nicht gewagt haben zu bewegen. Eisig kalt, dunkel wie im Bärena……….
Jetzt auf über 5000 Metern, der reinste Luxus. Die Zimmer beheizt! Wie krass ist das denn? Extra dicke, mollig warme Decken liegen auf den Betten, viel Licht, einfach supi. Fehlt nur noch der Zimmerservice.
Es ist noch früh am Tag, alles was ich will ist schlafen. Mein Kopf kreiselt, hämmert und nach der Knoblauch Suppe…naja, mir ist noch übler. Ich hatte mich hin gelegt, ein Bein war noch draußen und schon schlief ich. Ganze 3 Stunden. Danach war ich wie neu geboren. Mir ging es richtig gut. Was steht an, wo gehen wir jetzt hin?
Also gehen wir noch einmal ein Stück höher, genießen den Rundumblick. Zurück in der Lodge gibt es Dinner, nein keine Knoblauch Suppe. Dal Baat das gab es lange nicht. Ab in die Falle und schon wieder ein geschlafen
Heute sollte der Tag kommen ( für den ich mich monate lang daheim gequält hatte), an dem ich endlich am Fuße meines Traum Berges stehen sollte, aber vor dem Preis kommt die Arbeit.
Die Nacht zuvor bin ich mehrmals wach geworden und merkte ich schnappe nach Luft, bin jedoch sofort wieder eingeschlafen. Gestern Abend hatte ich noch ein zwei Shirts von uns gewaschen die hangen quer an der Decke unseres Zimmers zum trocknen. Seit 3 Tagen, gefühlten 6 Tagen, nicht richtig gewaschen, da wollte ich wenigstens saubere Shirts, außerdem war es hier warm und die Chance bestand das es bevor es zurück geht, trocknet. So unter uns gesagt, ich dachte schon manchmal…….ich muss doch stinken wie sonst was. Scheint nicht so zu sein, denn niemand wimmelt mich ab. Aber wahrscheinlich haben wir alle den gleichen Geruch an uns. Was soll’s! Wir haben uns mega dick eingemummelt. 2 Hosen, Unterhemd, Shirt, dicker Flecce und Jacke, Mütze, Handschuhe, Schal. Schließlich hat es in der Nacht geschneit und es ist kalt, aber der Schnee ist schnell geschmolzen. Frohen Mutes und ohne Kopfschmerzen ( Vieleicht bin ich nun endgültig akklimatisiert ), gehen wir los.
Eine Eislawine geht ab
Unterwegs stehen immer wieder kleine Mauern mit Manisteinen und Gebetsfahnen Unterwegs treffen wir kaum Leute. Was mir auffällt? DIE RUHE !!!!!!! Ich höre nichts rein garnicht’s. Solch eine Stille hatte ich noch nie erlebt. Neee, wirklich extreme Stille kein Wind, keine Vögel, kein garnicht’s. Nur ab und zu krachen Schnee oder Eis Lawinen runter und die machen ordentlich Krach. Wieso gibt es hier kein Windchen? Mero Shriman sagt, wir sind zu nah an den Bergen, da kommt kein Wind, allerdings auch kein Sauerstoff. Ich glaub in über 5000 Metern Höhe ist der Sauerstaoff Gehalt der Luft nur halb so hoch. An einigen Stellen müssen wir schnell gehen, welch schweres Unterfangen bei der Höhe, denn es drohen Steinschläge. Wir laufen auf dem Gletscher, immer schön hinsehen wo wir lang gehen, nicht das wir in eine kleine Spalte fallen. Etwas weiter von uns liegen blaue Fässer und einige Ausrüstungs- Gegenstände, mero Shriman geht hin und untersucht die Umgebung. Ich frag mich warum, will er Müll sammeln? Nein, selbstverständlich nicht, er hat nachgesehen ob nicht eventuell Leute dort verletzt liegen, oder tot sind. Erst jetzt begreife ich, dass es kein Spaziergang ist, was wir da machen.
Zwischendurch starten wir eine kleine Foto Session und haben Spaß. Was man Spaß auf über 5000 Metern nennt. Unterwegs begegnen uns einige Amis, in kurzen Shorts und oben fast ohne. AMS??? Einer, ein Mann wie ein Bär so stark, hängt über einem Stein und übergibt gerade sein Frühstück Mutter Natur. Mhhhh, also trifft es große, starke Männer auch mit der Höhenkrankheit. Ich hoffe für ihn das es ihm bald besser geht. Ich setze mich und genieße. Welch schönes Gefühl so nah am Ziel zu sein. Es wächst sogar ein kleines Blümlein hier.
Der Changtse…….auch über 8000 Meter und steht schon in Tibet. Davor sieht man den Cho La Pass, auf dem es nach Tibet geht. Allerdings über 6000 Meter hoch.
Der Weg zum Bace Camp ist ohne einen Führer schwer zu finden. Es gibt kein Weg, nur Stein, Geröll und Eis. Kumar, der sich hier auskennt ist mit gekommen damit wir auch sicher an das Ziel kommen. Erst läuft man auf der Seitenmoräne des Gletschers danach auf dem Gletscher. Der Untergrund wirkt nicht sehr stabil da der Gletscher sich von Jahr zu Jahr verändert. Scheinbar ziellos gehen wir über den Gletscher und ich habe das Gefühl überhaupt nicht voran zu kommen.
Ich nerve mero shriman immer wieder , leicht japsend nach Luft, wann sind wi denn nun da? Das Ziel scheint so nah zu sein. Doch hier oben ist jeder Schritt nur halb so lang wie im „normalen“ Leben. Aber dann, ich wagte schon nicht mehr daran zu glauben……..
Bitte gehen sie noch 200 Meter gerade, jetzt über Stein A, dann leicht rechts schwenken über Stein B, bitte wenden nach 34 Schritten und wieder leicht links……….dann haben sie ihr Ziel fast erreicht. Jetzt noch 15 Meter gerade aus, danach kommt eine leichte links Kurve…….sie sind da. SUPPI, JIPPIHEIEHEHE
ich habe es geschafft, allen Unken Rufen zum Trotz, ich habe mein Ziel erreicht zusammen mit mero Shriman. Ich habe gekämpft, ich habe mich gequält, ich habe an mir gezweifelt, ich habe fast alles hin geschmissen, ich habe Literweise Knoblauch Suppe ertragen.
und in die verschiedensten Ecken wie ein Hund die Umwelt markiert. Aber ich habe mich durch gebissen. Ich habe geschafft was ich wollte. Ich kann es. Tschaka……….möchte ich fast sagen.
Ich habe mir selbst bewiesen, meine Ziele zu erreichen und ich bin mega stolz auf mich. Der Lohn? Ein unbeschreibliches Glücksgefühl und eine Umarmung und ein Kuss von mero Shriman.
Wobei wir bei der Kälte Angst haben mussten, dass unsere Münder nicht wieder auseinander fanden…….
8848 Meter hohes Glücksgefühl…….da isser, the point of no return, mein Everest
Bergsteiger nennen diesen Teil………Tal der Stille
Das Bace Camp besteht aus Zelten. Es hat gigantische Ausmaße und ist an drei Seiten von Bergen umschlossen. Den Everest selbst sieht man nicht, wenn man direckt im Camp steht, aber zahlreiche andere Berge.
Und genau in diesem Moment melden sich meine Kopfschmerzen zurück schlimmer denn je. Shit Shit Shit!!!!!!!!! Ich lass mir den Moment nicht kaputt machen. Wir streifen durch das Camp, wünschen den Indern Glück, dann kommt ein kurzer, aber heftiger Schneesturm. Rückzug!!! Doch so schnell wie er kam war er wieder weg und die Sonne lacht wieder.
Eine indische Expedition war anwesend……..
Hier leben die Bergsteiger teils Wochen oder gar Monate, bevor sie hoch gehen. Teils auf gutes Wetter wartend oder sich auch zu akklimatisieren.
Trotzdem geht es zurück. Die Qualen beginnen wieder und mir fehlt jede Motivation weiter zu gehen. Schritt für Schritt geht es mir schlechter. Die Übelkeit und trockner Husten kommt dazu. Mein Gesicht brennt und ich habe mir die Oberlippe verbrannt. Hääääää? Wie das?
In meiner Trinkflasche ist heißer Tee, der brennt höllisch auf meiner Lippe. Mit wirklich allerletzter Kraft schleppe ich mich zurück nach Gorak Shep. Mero Shriman hat wieder Schwerst Arbeit bei mir zu leisten. Es war ein Höllen Ritt, aber unbeschadet kommen wir wieder in Gorak Shep an. Mitleidige Blicke anderer Trekker in der Lodge. Ich sehe wahrscheinlich aus wie Braunbier mit Spucke und so fühl ich mich auch. Ich versuche etwas zu essen, danach falle ich in das Bett. Nachts werde ich wegen Luftmangels ständig wach, irgendwann ist die Erschöpfung größer als der Luftmangel und ich schlafe tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Natürlich sind wir am nächsten Tag auch noch auf den Kala Patar. Zumindestens haben wir es versucht, aber heute ist es zu spät dazu. Es wird wohl noch einen Teil 6 geben.
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