Wie ich gestern schon schrieb, heute geht es weiter. Meine Sicht der Dinge über die Verbrennungschats am Pashupatinath. Die Ankündigung unseres Guides, bei meiner ersten Nepalreise, heute sehen wir uns die Tempelanlage des Pashupathis an, versetzte mich in einen leichen Schockzustand. Mhhhhh ich hatte davon gelesen, was bei mir hängen blieb war, dort werden öffentlich die Toten verbrannt. Wollte ich mir das wirklich ansehen? Hier in Deutschland passiert das im Verborgenen und in Nepal kann alle Welt dabei zuschauen? Damals war das mehr als bizarr in meinen Augen.
Jetzt nachdem ich schon oft dort war scheint mir das alles normal, ist halt Bestandteil ihrer Kultur. Doch damals mochte ich erst garnicht hinsehen und war leicht konfus von den Dingen die sich dort ereignen. Von den Hunderten Touristen mal abgesehen, die auf der anderen nicht verbotenen Uferseite für Nichthindus saßen und fröhlich ihre Kameras, deren Zoom bis zum Anschlag ausgefahren waren, drauf hielten. Anfangs wirkte das wie eine geisterhafte Szene auf mich. ( Mittlerweile ist Fotografieren, wie auch Rauchen……..und küssen  dort verboten). Wobei das Verbot dem Geschehen kein Abrruch tut und weiterhin die andere Flusseite dazu benutzt wird dem Treiben zususehen und Foto’s zu machen. Geschäftstüchtige nepalis gehen dabei durch die Reihen und versuchen, neben dem unvermeintlichen touristischem Klimbim auch lecker Essenswaren und Getränke zu verkaufen.
Verbrennungschat’s auf der für Nichthindus verbotenen Seite des Bagmati.
Nepali’s, so habe ich den Eindruck, begehen Verbrennungszusehen als Volkssport. Überspitzt gesagt. Ganze Familien kommen und wollen sehen, da wird gedrängelt und geschuppst um den besten Platz zu ergattern. Kameras, Photohandys werden zur ersten Reihe durchgereicht um Bilder von den Toten, die sie garnicht kennen, zu bekommen. Wie krass ist das denn? Ich versuche garnicht erst zu verstehen was da vor sich geht. Ich sitze auf den Stufen gegenüber und beobachte das Treiben und mache mir meine Gedanken und fühle Neugier aber auch Befremden. Während ein Mensch verbrennt gestikulieren Fremde um ihn herum, klingeln Handys und es wird berichtet was gerade vor sich geht. Affen die zahlreich hier leben klettern über die Menschen auf der Suche nach Futter.
In Pashupathi gibt es ein Hospiz, Nepali’s die im sterben liegen haben den einen Wunsch, dies in Pashupatinath zu tun. Wenn es sich die Familien leisten können, werden sie in das Hospiz gebracht und je nachdem wie eingeschätzt wird wie lange der Sterbende noch lebt, wird er in einen Raum gebracht. Das fängt im oberen Geschoss an und je mehr er seinem Leiden erliegt wird er immer weiter nach unten in Richtung des Flussufers verlegt. Dabei ist seine Familie immer bei ihm.
Eingehüllt in gelbe oder weiße Tücher und geschmückt mit Blumengirlanden werden die Toten auf einer Holzbarre am Fluss gebettet so lange bis ein Priester kommt. Als letzte Reinigung werden die Leichen mit den Füßen in den Bagmati gelegt während sich die Familie verabschiedet, danach wird der Verstorbene auf einen Holzstoß gelegt um verbrannt zu werden. Die Asche wird dem Fluss übergeben.
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Ich habe lange überlegt die Fotos hier einzustellen. Doch für Nepali’s ist das Normalität, sie sehen nicht’s anrüchiges daran.
 Ein Ereignis was in unserem Kulturkreis im Stillen und in Andacht begangen wird , ist in Nepal so komplett anders. Vergeblich suche ich nach Einkehr und den uns vertrauten Traditionen. Für gläubige Hindus ist geboren werden und sterben der Zyklus des Lebens. Ist sein Karma im vergangenen leben nicht gut gewesen kann er als alles mögliche wieder geboren werden. Doch je näher Hindus an einem Tempel sterben verbessert sich das Karma und so glauben viele hinduistische Nepali’s, dass wenn sie in Pashupathi sterben, der Zyklus der Wiedergeburten unterbrochen wird.
Es gibt auch Gruppen die nicht verbrannt werden, wie Kinder unter 2 Jahren, die heiligen Männer ( Saddhus) und die Volksgruppe der Rai. Sie werden erdbestattet.
Nach genau einem Jahr treffen sich die Familienangehörigen wieder in Pashupati und veranstalten eine Gedenkzeremonie, eine Puja, für den Verstorbenen.
Gedenkplätze wie bei uns die Friedhöfe gibt es nicht, obwohl ich an einigen Tempeln Bilder Verstorbener gehehen habe.
Pashupathi, für mich ungewohntes Terrain. Trotzem bin ich jedesmal wenn ich in Nepal bin mit mero Shriman dort.
Irgendetwas geht von diesem Platz aus was mich fesselt, einfach nur sitzen dem Treiben zusehen, denken an meinen Papa, wo auch immer er jetzt ist.
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