Missing I

Letzte Woche war eine Woche des Erinnerns für mich. Zwei Menschen die weit weg von mir sind fehlen. Der eine stromert irgendwo in Nepal / Mustang herum, der andere ist weit aus weiter von mir weg.

Letzte Woche war ein Tag der sich nun mehr seit einigen Jahren für mich zum traurigsten Tag des Jahres gestaltet. Mein geliebter Papa ist nicht mehr bei mir. Von einer Minute zur anderen mußte er gehen, ohne sich von mir oder meiner Mom verabschieden zu können.
Ich vermisse ihn, mit dem Tod umzugehen, hieß für mich, zu lernen los zulassen. Es hat lange Zeit gedauert bis ich einigermaßen damit umgehen konnte. Genau genommen, als mero Shriman in mein Leben trat, wurde mir bewußt, da ist noch was anderes als Traurigkeit und auch Wut.
Mit ihm lernte ich wieder zu lachen und Spass zu haben.

Als mero Shriman in Deutschland war besuchten wir natürlich auch mal den Friedhof. Friedhöfe gibt es gering wenig in Nepal, Christentum ist nicht weit verbreitet.
Die Sterbe und Beerdigungsrituale sind in Nepal aber so was von anders. Auch der Umgang mit dem Tod differenziert sich gegenüber unseren Ansichten. Natürlich sind Hindus un Buddhisten auch traurig, wenn nahestehende Menschen sterben, aber sie glauben an Wiedergeburt.

Mero Shriman, sonst ein moderner Mensch, glaubt daran, daß irgendwo irgendwann die Menschen irgendwie wieder erscheinen. Schließlich ist es nur die körperliche Hülle die geht. Die Seele bleibt und sucht sich einen neue Hülle, egal wo. Mero Shriman würde nie ein Tier töten, es könnte zum Beispiel seine verstorbene Großmutter sein.

Bei mir zu Hause hatte sich mal im tiefsten Winter ein kleiner Falter im Bad verirrt. Ich wollte ihn verjagen, ja schlichtweg mit dem was ich gerade in der Hand hielt erschlagen. Ich konnte garnicht so schnell hinsehen wie mir mero Shriman mein Mordinstrument aus der Hand klauen wollte. Mit einem Aufschrei…………Basundhara nicht!!!! Es ist ein Lebewesen und es könnte dein Papa sein. Naja, ob er es sich nun gerade in meinem Badezimmer gemütlich machen wollte glaub ich nicht, da gibt es bequemere Plätze. Nur mit größter Mühe konnte ich mero Shriman davon überzeugen den Falter zum Fenster raus flattern zu lassen. Mit leicht böser Miene meinte er dann auch zu mir……..draußen ist es kalt.

Mero Shriman erzählte mir einmal, in den Bergen gibt es ein Kloster, die Mönsche die dort leben sind extrem verwurzelt in ihre Religion. Wenn am Kloster Baumamaßnahmen anstehen, werden bei den Erdarbeiten alles was da kreuscht und fläuscht umgesiedelt. In mühsamer Handarbeit werden kleine Käfer und Würmer vom Platz des Geschehens entfernt und in sicheres Gebiet geleitet. Ist schon krass für jemand der ansonsten damit nichts am Hut hat.

Mero Shriman und ich sind oft, wenn wir in Nepal sind, an dem Platz wo Leben und Tod nah beieinander sind.
In der Pashupatinath Tempelanlage. Hier ist’s besser beschrieben als ich es kann.

Obwohl es der Platz des “ Todes“ ist, herrscht Leben, Trubel und auch Fröhlichkeit dort.
In Pashupatinath, einer der heiligsten Stellen in Nepal werden die Toten öffentlich verbrannt und deren  Asche danach dem  Bagmati übergeben.
Für mich, eine stinkende, höchst verunreinigte Plärre, in die ich nie nie niemals einen Fuss setzten würde. Aber für die Hindus der Heilige Fluss…..der irgendwann mal in den Obermega Heiligen Ganges fliesst.

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Tempelanlage…wo Rauch ist werden die toten Körper verbrannt

In Pashupatinath ist einer der bekanntesten Tempel der dem Gott Shiva gewidmet ist. Den darf ich, als Nichthindu , niemals betreten. So steht dann auch am Eingang ein Goldener Bulle, der mit seinem aussladenenen Hinterteil jede Sicht in’s Innere zu Nichte macht.

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Man sieht wirklich nichts vom Inneren

Der gesamte Komplex ist ein einziges Heiligtum und übersäht mit Tempeln, Shreinen und religiösem Symbolen.
Nepalis, Touristen aus aller Welt und die Saddhus bieten sich gegenseitig einen interessanten wunderschönen bunten Kontrast.
Die Saddhus vom Pashupathi, ihre Körper bemalt von oben bis unten, sitzen mit verklärtem Gesichtsausdruck, der wohl vom ewigen Haschisch Rauchen kommt, an den Shreinen. Sie lassen sich für ein paar Rupien gerne fotgrafieren, wobei ich den Eindruck habe, nicht alle die da sitzen sind die Echten. Ist doch ein schöner Nebenerwerb, Touris für ihre Sucht bezahlen zu lassen.
Drogen sind auch in Nepal strengstens verboten ( gut so), aber einzig die Saddhus haben von allerhöchster Stelle die „Erlaubnis“ ihrem Hobby nach zugehen.

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Lümmeln für Foto’s

Es gibt noch so viel zu schreiben, aber es ist spät geworden. Morgen geht’s weiter.
versprochen!

4 Antworten zu „Missing I”.

  1. Die Fotos – wieder toll!!!
    Der Bericht auch!
    In Indien, auch bei den Sikhs, werden die Toten verbrannt und die Asche in einen Fluss bei Kiratpur Sahib gestreut.
    Vielleicht hast Du den Film „Veer und Zara“ gesehen. Da wird das erwähnt.

    1. Ja ich habe mal ein Buch über Varanasi gelesen.
      Hast Du auch einmal dabei zugesehen?
      Für mich war es Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig.

      Zum Teil ist mein Eindruck, dass die Nepali’s dort auch eine Art Volksfest veranstalten. Klingt jetzt etwas überdreht, ist aber so.

      Tiefe Trauer wie bei uns bei den Beerdigungen habe ich dort kaum gesehen. Wobei ich nicht sagen will, dass sie nicht traurig sind, sind sie schon nur anders.
      Mein freund sagt, dass spielt sich dann mehr im Haus im ganz privaten Bereich ab. Naja Du weißt ja selbst Hindus und Buddhisten tragen ihre Gefühle nicht nach außen.
      LG
      Bist Du gut angekommen?

  2. Echt interessant , …. :yes:

    1. …….und für mich Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig.

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